: „Ich bin nicht sonderlich optimistisch“
Helmut Steckel von der Tibet Initiative ist Mitorganisator der Demonstration „Rettet Tibet“, die heute durch Hamburg zieht. An Teilnehmern fehlt es ihm nicht – aber an klaren Positionen von Politik und Wirtschaft. Ein Protokoll
HELMUT STECKEL, 68, ist Hamburger Sprecher der Tibet Initiative und Mitorganisator der Demonstration (16 Uhr, Gänsemarkt).
„Heute werden wir in Hamburg die vierte Tibet-Demonstration innerhalb von 14 Tagen haben – das liegt daran, dass sich die Situation ständig verschlechtert. Es ist zugleich der internationale Solidaritätstag für Tibet und es gibt weltweit Demonstrationen und Mahnwachen. Die 921 deutschen Bürgermeister, die am 10. März die Tibetflaggen gehisst haben, hat man gebeten, das heute noch einmal zu tun.
Hier sagte man uns, dass die Flaggenordnung dem entgegensteht, ob sich das ändern lässt, vermag ich nicht zu beurteilen. Die GAL hat im Januar einen solchen Antrag gestellt, aber CDU und SPD haben das abgelehnt. Ich vermute, dass da die Rücksicht auf China als Handelspartner eine große Rolle spielt, Hamburg ist der größte europäische Umschlaghafen für Waren aus China.
Auf der Demonstration führen wir heute Transparente mit, in denen wir auf die Besetzung Tibets aufmerksam machen. Es leben 30 Tibeter in Hamburg und einer von ihnen wird ebenfalls sprechen. Wir fordern das sofortige Ende der Gewaltanwendung, den Rückzug der agents provocateurs und die Freilassung aller Festgenommenen. Außerdem einen UN-Untersuchungsausschuss und Einreisefreiheit nach Tibet.
Was Hamburg betrifft: Wir finden, dass sich Wirtschaft und Politik noch wesentlich kritischer an China und die Partnerstadt Shanghai richten müssen. Ich denke da an Senat und Handelskammer, aber auch an die Hamburger-China-Gesellschaft und den Ostasienverein. Ich muss ehrlich sagen: Insgesamt bin ich nicht sonderlich optimistisch. Die Veränderung muss von innen erfolgen, aber auch die Chinesen selbst werden durch die Propaganda im Dunkeln gelassen. Wir haben eine Pressemitteilung vom chinesischen Konsulat bekommen, die ist in der Sprache der Kulturrevolution verfasst, das ist erschreckend. Glücklicherweise bröckelt der Protest in keiner Weise: Bei der letzten Demonstration waren 500 Leute. Ob diese nun die letzte ist? Wir wissen es einfach nicht.“ PROTOKOLL: GRÄ