IT-Sicherheit für Einsteiger: Gut und sicher kommunizieren
In einer taz.de-Serie beschäftigen wir uns diese Woche täglich mit dem Thema IT-Sicherheit für Einsteiger. Heute: Mail und andere Kommunikationskanäle verstehen und schützen.
BERLIN taz | Das Internet wird zunehmend multimedial, hochauflösende Videos oder schnelle 3D-Spiele sind längst technisch kein Problem mehr. Trotzdem ist die Kommunikation per E-Mail noch immer eine der Hauptanwendungen vieler Netznutzer. Erstaunlicherweise hat sich jedoch bei diesem beliebten und schnellen Medium in Sachen Sicherheit eher wenig getan, was viele User schlicht nicht wissen.
Grundsätzlich muss man davon ausgehen, dass eine E-Mail nichts anderes ist als eine Postkarte, die der Briefträger lesen könnte, wenn er sich für sie interessiert. Die digitale Botschaft läuft standardmäßig unverschlüsselt durch das Netz und kann an einigen Stellen, etwa bei den zwischengeschalteten Providern von Sender oder Empfänger, mitgelesen werden. Aus diesem Grund gehören auch grundsätzlich keine sensiblen Informationen wie Passwörter, Kreditkartendaten, usw. in eine E-Mail - außer man verschlüsselt sie vorher.
Letzteres ist leider insbesondere für Einsteiger nicht trivial. E-Mail-Verschlüsselung auf der Sender- und Empfängerseite funktioniert nur, weil sie noch immer nicht direkt in das System der elektronischen Post integriert ist . Der Text, der verschickt wird, erscheint nachdem er vom Sender verschlüsselt wurde auf dem Transportweg als unlesbarer Code und muss dann auf Empfängerseite wieder entschlüsselt werden. Die am stärksten verbreitete Lösung hierfür nennt sich "GnuPG" oder auch "OpenPGP". Dabei wird mit einem öffentlichen und einem privaten Schlüssel gearbeitet: Der Sender verschlüsselt die Mail öffentlichen Schlüssel des Empfängers, die dieser wiederum mit seinem privaten Schlüssel dekodieren kann.
Was sich kompliziert anhört, ist es leider für Einsteiger auch. Zum Glück gibt es aber inzwischen relativ einfach zu nutzende und kostenlose Programme wie "EnigMail" und "FireGPG", die die Verschlüsselungsfunktion in bestehende Programme wie Firefox (Browser) oder Thunderbird (E-Mail) integrieren. Problematisch ist auch, dass zur E-Mail-Verschlüsselung immer zwei gehören: Sender und Empfänger müssen die Technik nutzen und beide über die richtigen Schlüssel verfügen.
Abonnieren Sie die Digitaz und lesen Sie abends schon die komplette taz von morgen. Direkt auf Ihrem Computer. Einen Monat lang. Für nur 10 Euro.
Aber auch wer glaubt, seine Mails nicht verschlüsseln zu müssen, stößt auf Sicherheitslücken, die man unbedingt umgehen sollte. Nicht unproblematisch können etwa Webmail-Dienste sein, die bei zahlreichen Nutzern inzwischen traditionelle E-Mail-Programme wie Outlook oder Thunderbird verdrängt haben. Hier lagert die Post nicht mehr auf dem heimischen Rechner, beziehungsweise wird auf diesen heruntergeladen, sondern verbleibt auf dem Server des Anbieters im Netz. Geschrieben und gelesen wird die Post im Web-Programm (Browser) wie Firefox oder Internet Explorer. Viele Webmail-Anbieter setzten dabei lange auf unsichere Übertragungsprotokolle.
Das heißt, dass bestenfalls die Übertragung der Passworteingabe verschlüsselt war, doch die gesamte restliche Kommunikation im Klartext durchs Netz rauschte. Wer dann seine Post etwa in einem Internet-Cafe per Laptop abfragte, musste damit rechnen, dass alle anderen im gleichen Netz operierenden Rechner alles mitlesen konnten. Auch auf dem Weg vom Server des Anbieters zum PC des Nutzers war dieses Belauschen möglich. Immerhin haben inzwischen einige Anbieter, etwa Google Mail, damit begonnen, eine Verschlüsselung bei Webmail vorauszusetzen - diese erkennt man im Browser am kleinen Schloss. Darauf sollte man dringend bei der Auswahl eines Anbieters achten.
Andere textliche Kommunikationsformen wie Chats sind ebenfalls häufig unverschlüsselt und können auf dem Transportweg belauscht werden. Auch hier sollte man darauf achten, dass die genutzte Software zumindest die Option bietet, Inhalte zu verschlüsseln. So bietet etwa das Chat-Protokoll Jabber entsprechende Funktionen, auch Skype wird verschlüsselt. Laut Anbieter wird eine eigene Technik dafür verwendet, die er allerdings bislang nicht offen legt.
******
Dieser Text ist für Sie kostenlos verfügbar. Dennoch wurde er nicht ohne Kosten hergestellt! Wenn Ihnen der Text gefallen hat, würden wir uns freuen, wenn Sie der taz dafür einen kleinen Betrag bezahlen. Das können wenige Cent sein - wir überlassen es Ihnen.
Für unabhängigen Journalismus: taz-Konto 39316106 | BLZ: 10010010 | Postbank Berlin - Verwendungszweck "taz.de".
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Bis 1,30 Euro pro Kilowattstunde
Dunkelflaute lässt Strompreis explodieren
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Armut in Deutschland
Wohnen wird zum Luxus
Studie Paritätischer Wohlfahrtsverband
Wohnst du noch oder verarmst du schon?
Desaströse Lage in der Ukraine
Kyjiws Wunschzettel bleibt im dritten Kriegswinter unerfüllt
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt