INTERVIEW: „Keine Gefahr durch Plutonium“
■ Warum Adrien Mergui, Vorstandsvorsitzender der Reaktorgesellschaft des Superphenix, NERSA, seinen Schnellen Brüter auch mit kaputtem Lagertank laufen lassen würde
taz: Der Industrieminister hat Ihnen die Genehmigung, den Betrieb des Superphenix wieder aufzunehmen, verweigert. Haben Sie für diese Entscheidung Verständnis?
Mergui: Ich kann dieser Entscheidung keinen Beifall zollen. Wir hatten den Betrieb ja nur für kurze Zeit, bis Ende März, beantragt. Wir hatten also keine gewaltige Stromproduktion erwartet. Die industrielle Inbetriebnahme ist ohnehin vertraglich an eine zu erbringende Dienstleistung gekoppelt. Und da der Brennelemente-Lagertank immer noch nicht in Ordnung ist, hätte die Aufnahme des Betriebs nicht unbedingt auf die Tauglichkeit des Reaktors für die industrielle Inbetriebnahme schließen lassen.
Der Sicherheitsbericht geht aber von einem funktionsfähigen Lagertank aus.
Der Sicherheitsbericht stellt den Normalbetrieb des Kraftwerks dar. Da müßten wir den Reaktor abstellen, wenn wir Probleme am Lagertank haben. Aber in dem neuen Antrag gehen wir von einem leeren Lagertank aus. Und der birgt ja überhaupt keine Gefahr durch Plutonium.
Dennoch haben die Sicherheitsbehörden Sie nun aufgefordert, Unfallszenarien zu untersuchen, die den Lagertank als Zwischenlager für Brennstäbe unabdingbar machen, also etwa ein Leck im Reaktortank.
Ein Leck im Reaktortank ist in unserem Sicherheitsbericht – übrigens mit Billigung der Sicherheitsbehörden – zum sogenannten Restrisiko gerechnet worden. Nach unserer Argumentation kann es, selbst wenn es zu einem Leck im Hauptreaktortank kommt, nicht gleichzeitig ein Leck in seiner Sicherheitshülle geben. Selbst wenn wir zu irgendeinem Zeitpunkt ein Leck im anfangen.
Da besteht wohl ein gewaltiger Unterschied in der Einschätzung.
Ich glaube nicht, denn alle geben zu, daß es sich hier wirklich um das Restrisiko handelt. Absolute Sicherheit kann man nicht machen, das ist nicht möglich. Sonst gäbe es einen Grund, irgendwo aufzuhören.
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