INTERVIEW: „Wir wissen, was uns geliefert wird“
■ Der ASEA-Atom-Manager Benkt-Oke Andersson zur Problematik der importierten bundesdeutschen Atomabfälle
taz: Was für Arten von atomaren Abfällen gehen von der Bundesrepublik zu ASEA-Atom in Västeräs?
Andersson: Zunächst haben wir da die schwach radioaktiven Abfälle, die beim normalen Betrieb von Kernkraftwerken anfallen, wie Papier, Kleidungsstücke oder Handschuhe. Das wird in Plastiksäcken gesammelt, kommt dann in sichere Behälter und wird anschließend in Container zu uns verschifft. Wenn das Zeug dann bei uns ankommt, prüfen wir die Strahlungsintensität. Dann versenden wir es nach Studsvik zur Nuklear-Verbrennungsanlage. Wir lassen dort große Mengen von Abfällen aus Atomkraftwerken verbrennen.
Handelt es sich dabei um schwach- oder mittelradioaktiven Abfall oder verbrennen Sie auch hochradioaktiven Müll?
Der Müll, den wir bekommen, beinhaltet nichts anderes als Uranium, in verschiedenen Gehaltsstufen. Wie kontrollieren Sie das eingehenden Material, wenn es vom Schiff kommt? Wir kontrollieren jeden Container auf Gamma- Strahlung. Mit unserem Spektrometer können wir alle Arten von Strahlungen, die in diesen Abfällen enthalten sein könnten, messen. Wir wissen also genau, was uns angeliefert wird und wir verlassen uns nicht alleine auf die Angaben aus Deutschland.
Aber mit dem Gamma-Spektrometer können Sie doch keine Alpha-Strahler erfassen, oder?
Das ist richtig, aber wir bekommen ja auch keinen Abfall, in dem Alpha-Strahler – wie etwa Plutonium – sein könnte.
Das haben andere auch gedacht. Wie Sie wissen, kursieren in der Bundesrepublik derzeit rund 2.000 Fässer mit atomaren Abfällen, die zum Teil mit Plutonium verseucht sind. Mit welchen deutschen Firmen arbeiten Sie zusammen?
Wir arbeiten mit RBU und Transnuklear zusammen. RBU ist unser Lizenzgeber. Wir sind seit Jahren Geschäftspartner. Wir nehmen RBU Atommüll ab, der verbrannt werden kann. Darüberhinaus bekommen wir von RBU Kalkschlamm aus Produktionsabfälen. Der fällt an, wenn zum Beispiel einige der von der RBU hergestellten „Pellets“ (Tabletten für Brennelemente, die Red.) zerbrechen oder Material oxidiert. Dieses hochradioaktive Material wird verdünnt und in Fässer abgepackt und dann zu uns verschickt. Wir verbringen das ganze zur Firma Ranstad in deren ehemalige Uranmine. Dort wird das Zeug zwischengelagert.
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