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INTERVIEW»Regelungen wie bei Smog«

■ taz-Interview mit dem Kölner Regierungspräsidenten Franz-Josef Antwerpes (SPD) zu einer Luftuntersuchung

Berlin/Köln. Im Landkreis Borken, an der Rheinschiene Süd und Mitte und im Regierungsbezirk Köln (Nordrhein-Westfalen) ist der Zusammenhang zwischen Allergien von Kindern und verschmutzter Luft bereits im letztem Jahr untersucht worden.

taz: Warum sollen die Abgase des Autoverkehrs schuld daran sein, daß viele Kinder an Allergien leiden müssen?

Franz-Josef Antwerpes: In Köln liegt der Mittelwert von Benzol bei 7,3 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. An einem verkehrsreichen Platz sind sogar 18 Mikrogramm registriert worden, im Rhein-Ruhr- Gebiet sind es 4,8. Bei den ländlichen Gebieten ist der Anteil sehr viel geringer.

Warum soll ausgerechnet Benzol allergische Krankheiten bewirken?

Bislang haben wir bei Benzol — vor allem im Autobenzin enthalten — — insgesamt 70 Prozent höhere Blutwerte bei den Innenstadtbewohnern von Köln festgestellt als bei denen im Landkreis Borken. Wissenschaftler vermuten — ohne den letzten Beweis geliefert zun haben —, daß auch Sulfide eine erhöhte Allergiehäufigkeit bewirken. Diese Sulfide entstehen mit der Heizungsbluft, hauptsächlich stammen sie aber von Autoabgasen. Die Menschen reagieren, vor allem Kinder, überempfindlich darauf. Im Landkreis Borken, dort ist die Luft erheblich sauberer, gibt es erheblich weniger Allergiker. Diese Ergebnisse werden auch bestätigt von epidemiologischen Untersuchungen aus Schweden, Japan und Israel.

Welche Konsequenzen ziehen Sie aus der Untersuchung?

Wenn Bundesumweltminister Töpfer in diesem Jahr die sogenannten Alarmwerte festlegt, wird man die Stadtgebiete, in denen sie überschritten werden, sperren müssen.

In Berlin ist die Luft in so gut wie jeder Hauptverkehrsstraße stärker belastet, als Töpfer es gerne hätte, in Köln sollen die Werte ähnlich hoch sein — sperren Sie die ganze Stadt?

Es werden ähnliche Regelungen wie bei Smog gelten müssen. Nur die Hauptverkehrsstraßen zu sperren, wäre albern. Interview: diak

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