INTERVIEW: Jobs wie andere auch
■ Prostituierte wollen vom Arbeitsamt vermittelt werden
taz: Sie wollen Jobs in der Prostitution genauso übers Arbeitsamt vermitteln lassen wie andere Stellen.
Maxie Lefcova: Das wäre die logische Konsequenz aus der Forderung der Hurenbewegung. Wir wollen die Anerkennung der Prostitution als Beruf. Wir wollen raus aus diesem kriminell angehauchten Dasein. Da wäre es logisch, daß auch wir zum Arbeitsamt gehen könnten und sagen: Ich möchte als Hure arbeiten. Wo gehe ich am besten hin? Wo gibt es angenehme Bedingungen?
Gerade in der Prostitution gibt es „Arbeitsverhältnisse“, die nichts anderes sind als furchtbare Abhängigkeitsverhältnisse. Wie soll denn eine Behörde damit umgehen?
Die Voraussetzung ist: Die Prostitution muß aus dem Strafrecht raus. Strafrechtlich verfolgt werden müssen nur all diese Formen von Zwang und Gewalt in der Szene. Am weitesten ist in dieser Hinsicht der „Rote Draht“, die holländische Hurenbewegung, die inzwischen mit dem Gesetzgeber darüber verhandelt, Prostitution zu entkriminalisieren. Erst dann könnten Jobs in der Sex-Branche nach Kriterien wie Hygiene, Gesundheitsschutz etc. beurteilt und vermittelt werden wie andere auch.
Wie soll das praktisch gehen?
Wir bräuchten hurenkundige Personen als Sachbearbeiterinnen, Frauen, die in der Sex-Branche gearbeitet haben. Die kennen sich aus in der Szene. Ich sage absichtlich „Szene“ und nicht „Milieu“, damit wir wegkommen von dieser „Kriminaltango-Atmosphäre“. Außerdem müßten mehr Alternativjobs für Huren angeboten werden, die nicht nur oder nicht länger Sex-Arbeit machen wollen. Tatsächlich muß sich das Arbeitsamt ja schon mit Prostitution befassen. Letztes Jahr hat ein Berliner Arbeitsgericht einer Frau, die eine Umschulung wollte, ihre Prostitutionszeit mitangerechnet, damit sie berechtigt war für die Umschulung. Nur die Beamten auf dem Arbeitsamt, die eigentlich von solchen neuen Entwicklungen in Kenntnis gesetzt werden müssen, wissen nichts davon. Ich war neulich mal da und habe nachgefragt. bam
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