INTERVIEW: Mühsamer Kampf um Spielfläche
■ Kati aus Friedrichshain erzählt über ihre Arbeit im Büro »Kids beraten Senator«
Friedrichshain. Bereits 1989 ist der 13jährigen Kati Enders und ihren Freunden aus der Petersburger Straße zum ersten Mal vom Bezirksamt ein Spielplatz versprochen worden — auf einer Fläche, die ohnehin leerstand. Nichts passierte. Gemeinsam mit anderen Kindern vom Büro »Kids beraten Senator« gelang es ihnen dann Ende vergangenen Jahres, den Spielplatz endlich durchzusetzen. Im August ist die Einweihung.
taz: Wie seid ihr auf die Idee gekommen, euch für einen neuen Spielplatz einzusetzen?
Kati: Hier wohnen bestimmt mindestens über hundert Kinder in dem Block, die sich alle in einer Minisandkiste drängeln. Und als dann hier ein Haus abgerissen wurde, haben wir Unterschriften gesammelt für einen neuen Spielplatz und beim Rathaus abgegeben. Die haben uns dann zwar was versprochen, aber passiert ist nichts. Dann habe ich an »Kids beraten Senator« geschrieben und die haben sich darum gekümmert.
Ihr bekommt ja auch Post im Kinderbüro von anderen Kindern. Worüber beschweren sie sich denn?
Es ist eigentlich das gleiche wie hier. Es gibt viel zu wenige Spielplätze. Alles ist beschmiert. Alles ist dreckig, und überall liegt Müll rum. Auf vielen Spielplätzen gibt es nur Sand oder rostige Geräte und überhaupt keine Bänke oder Papierkörbe.
Bekommt ihr von überall Post? In eurer Spielplatz-AG sind fast nur Kinder aus Ost-Berlin, oder?
Ja, die meisten. Wenn ich so durch West-Berlin gehe, habe ich auch den Eindruck, daß es ziemlich sauberer ist. Außerdem gibt es da auch viel tollere Klettergerüste aus Holz und so, oder eine Seilbahn. Hier haben sie unsere Klettergerüste ja abgebaut, obwohl ich gar nicht weiß, warum. Nur auf manchen neuen Spielplätzen sieht es hier schon ganz toll aus. Und da ist es total voll.
Was wünschst du dir denn auf einem Spielplatz?
Na, aus dem Alter, wo wir in der Sandkiste buddeln, sind wir ja raus. Halt eine Schaukel, eine Rutsche, Gerüste, Pflanzen, eine Höhle, ein Aussichtsturm oder so. Und überall gehören viele Bänke hin. Aber wenn wir da nicht ständig Druck machen, denkt ja kein Mensch daran, vernünftige Spielplätze zu bauen. Dabei ist es ganz schön anstrengend, sich durchzusetzen. jgo
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen