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INTERVIEW»Olympische Spiele für den Regierungsumzug nutzen«

■ Diepgen fordert Solidarität der Bundesregierung/ Mit Olympia 2000 der Debatte um die Verschiebung des Umzuges ein Riegel vorschieben

Berlin. Die Berliner Olympiateilnehmer wurden gestern im Roten Rathaus empfangen. 33 Sportler der Stadt haben Medaillen mit nach Hause gebracht, darunter achtmal Gold. Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen bezeichnete die Sportler als »die besten Olympia-Botschafter, die eine Bewerberstadt haben kann«. Über die Aussichten Berlins sprach die taz mit dem Regierenden Bürgermeister.

taz: Ist nach der Olympiade in Barcelona Berlin die Nummer eins unter den Bewerberstädten?

Diepgen: Berlin ist eine der Bewerberstädte mit guten Chancen, und die Entscheidung wird in einem Jahr getroffen.

Ist der Versuch, die Bewerbung mit Sex- Dateien zu dopen, vergeben und vergessen?

Erstens ist es nicht gemacht worden, noch nicht einmal der Versuch unternommen worden, und ich wäre sehr froh, wenn diese Behauptung selbst aus Fragestellungen herausgenommen würde, und zweitens wird die Berlinbewerbung mit großem Interesse gesehen. Die Unterstützung der Bundesrepublik insgesamt, von Regierung, Gesellschaft und Wirtschaft, ist notwendig, ist allerdings in Barcelona auch unterstrichen worden. Das IOC diskutiert insgesamt die Fragen der Weiterentwicklung der Olympischen Spiele, und zwar unter dem Gesichtspunkt der Fragen: Welche Sportarten, welche Professionalisierung, welche Besinnung auf die Ursprünge der olympischen Idee müssen stärker in den Vordergrund gestellt werden, und welche Veränderungen wird das bei den Spielen in Atlanta oder später zur Folge haben?

Sie haben ein deutliches Wort des Bundeskanzlers zu der Berliner Bewerbung gefordert. Nun hat Kohl wiederum verlangt, daß die Berliner erst mal vorrechnen sollen, was das kostet. Wann werden Sie eine Gesamtkalkulation der Berliner Spiele vorlegen?

Die Gesamtkalkulation über die Organisation ist in den heute möglichen Schätzungen vorgelegt worden. Die Erfahrungen von Barcelona werden dazu genutzt. Sie zeigen: In der Organisation steckt kein finanzielles Risiko, sondern es werden sogar Mittel frei für die Finanzierung der Sportstätten und der Infrastruktur der Stadt insgesamt. In Hinblick auf die Finanzierung der notwendigen Infrastruktur fallen für Berlin Kosten an, die ohnehin für den Aufbau der Hauptstadt notwendig werden. Das heißt, Olympia im Bereich der Infrastrukturmaßnahmen, des Wohnungsbaus, der Verkehrswege und der Sportstätten ist Teil des Aufbaus der Gesamtstadt und Teil der Pläne, Berlin zur Hauptstadt zu machen.

Rechnen Sie mit den gleichen finanziellen Größenordnungen wie in Barcelona? (dort betrugen die öffentlichen Investitionen annähernd 10 Milliarden Mark, d. Red.)

Das läßt sich gar nicht unmittelbar miteinander vergleichen; weder vor dem Hintergrund der vorhandenen Infrastruktur noch vor dem Hintergrund der unterschiedlichen wirtschaftlichen Ausgangspositionen. Barcelona zeigt nur, daß Olympische Spiele mit einem erheblichen Entwicklungsschub für die gesamte Region verbunden waren, und darauf kommt es uns an. Und uns kommt es zudem darauf an, daß wir die Olympischen Spiele dazu nutzen, daß wir mit bestimmten Entwicklungen in der Stadt bis zum Jahr 2000 zu einem Abschluß gekommen sind. Die Stadt benötigt und erwartet dafür die Solidarität des Bundes in einer gewissen Größenordnung. Der Zuschlag für Olympia 2000 würde bedeuten, daß die verzehrende Diskussion über ständige Verschiebungen von Umzugsplänen und Aufbauprojekten nicht mehr geführt werden kann. Interview: Dieter Rulff

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