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Archiv-Artikel

INGO ARZT ÜBER DIE STILLLEGUNG FOSSILER KRAFTWERKE It’s the Energiewende, stupid!

Nein, es droht kein Stromausfall in Deutschland, auch wenn Energiekonzerne derzeit ankündigen, fossile Kraftwerke stillzulegen. Falls das Netz dadurch instabil werden würde, könnte die Bundesnetzagentur das Abschalten einfach verbieten. Die Kraftwerke müssten dann als Reserve vorgehalten werden, die Stromkunden würden dafür zahlen. Eine Art energiewirtschaftliches Notstandsgesetz, das nun bald zum Einsatz kommt.

Was wirklich droht, ist eine neue Periode der Abhängigkeit von Eon, RWE, Vattenfall und EnBW. Sie sind mit Ausnahme einiger Stadtwerke die Betreiber fossiler Kraftwerke.

Die derzeitige Ausgestaltung des Strommarkts halten alle, von der FDP bis zur Linkspartei, für ungeeignet. Weshalb nach der Bundestagswahl im Herbst neue Gesetze verabschiedet werden. Die Frage ist, wer dann profitiert.

Man könnte schlicht die alten Strukturen zementieren, die den Export von Braunkohlestrom fördern, ein momentan hervorragendes Geschäft. Oder für jede fehlende Kilowattstunde Strom, die Wind- und Solarkraftwerke bei Windstille und Dunkelheit nicht liefern können, irgendwo ein altes Kraftwerk vorhalten. Wofür die Stromkonzerne dann entsprechend entlohnt werden.

Aber eigentlich ist es das Normalste der Welt, dass jetzt fossile Kraftwerke abgeschaltet werden. Solange es die richtigen sind und nicht, wie im Moment, Gaskraftwerke, die sich hervorragend an die schwankende Leistung von erneuerbaren Energien anpassen können. Stattdessen müsste die Bundesregierung Anreize für intelligente Netze oder Speicher setzen. Fördert man beides nicht jetzt massiv, werden selbst in der nächsten Dekade nur ein paar solcher Pilotprojekte existieren. Sollten sie aber Erfolg haben, werden fossile Kraftwerke schneller unrentabel. Nennt man Energiewende.

Wirtschaft + Umwelt SEITE 8