INDIE-FOLK UND ANTI-FOLK : Rohe Diamanten
Nils Schuhmacher
Man weiß ja nicht, wie das Spiel geht, aber es gibt ein paar Hypothesen dazu. Eine lautet: Jeffrey Lewis wird nie ein solcher Indie-Folk-Held sein wie etwa Conor Oberst, weil er das gar nicht erst versucht.
Bei beiden gehört das Versagen zum Spiel dazu, ist aber auf ganz unterschiedlichen Ebenen angesiedelt: Lewis gilt als Galionsfigur der Anti-Folk-Bewegung und bewegt sich dort seit ihren Anfängen wie ein ungeschliffener Diamant.
Daneben firmiert er bei manchen schon als größter zeitgenössischer Lyriker der USA und wer sich seiner Stimme und den dazugehörigen, eben anti-folk-mäßig gebrochenen, Songs hingibt, wird nicht umhin kommen zu sagen: Hier geht es subtiler zu als bei den bekannteren Vertretern des Genres.
Trotzdem geht es im Kern bei Lewis darum, irgendwie naiv-slackermäßige Positionen zu präsentieren, die dann möglichst bissig und subversiv abgetötet werden. Damit bleibt er dann natürlich ein bisschen am Rand stehen (6. August, 19 Uhr, Haus 73).
Anders verhält es sich bei Conor Oberst, dessen ungeschminkte Verzweiflung ihn unter dem Dach seines Band-Projektes Bright Eyes zu einem der großen Versprechen des US-amerikanischen Folk-Geschäfts gemacht hat. Erkennbar schwer trug er an seinem Erfolg in jungen Jahren: Man hört seinen Alben an, dass sich die Balken vor Erwartung biegen und Oberst die Erwartungen gleichzeitig gern auf gelungene Weise enttäuschen will.
Manche Leute sind der Ansicht, dass dies Connor Oberst auf seiner neuen Platte „Upside Down Mountain“ wieder besser gelungen ist. Es stimmt, dass die Dramaturgie der alten Songs nicht erreicht wird und Dringlichkeit anders klingt. Aber ebenso ist richtig, dass Obersts weinerliche, tastende Stimme natürlich geblieben ist (11. August, 20 Uhr, Fabrik).