IMMOBILIENFONDS: DEUTSCHE BANK LÄSST ANLEGER ZAHLEN : Die Berater lauern schon
Ungefähr 300.000 Sparer des „Grundbesitz-Invest“-Fonds der Deutschen Bank haben ein Problem: Ihre Bank nimmt die Anteile nicht auf Kundenwunsch sofort zurück – erstmals in der Branchengeschichte. Frühestens im Februar kommen die Sparer an ihr Geld. Und dann dürften die Anteile deutlich weniger wert sein als bisher. Der Fonds muss neu bewertet werden, weil die Mieteinnahmen in Bürohäusern, Lagerhallen und Einkaufszentren deutlich gesunken sind. Bei gleichen Problemen hatten Sparkassen und HypoVereinsbank viel Geld in ihre Fonds gepumpt, um Kunden auszahlen zu können. Die Deutsche Bank aber weigert sich – Aktionärsrendite geht ihr vor Anlegerschutz.
Das ist das vorläufige Ende eines bösen Spiels, das ehrbare Geldhäuser mit ihren Kunden getrieben haben: Sie lotsten sie von einem Fonds in den anderen, und immer wieder in den falschen. In den frühen 90er-Jahren waren das schon einmal die offenen Immobilienfonds – gerade als sich ein Preisverfall abzeichnete. Anschließend ging’s in Technologiefonds. Spargeld, das danach noch übrig war, lenkten die scheinheiligen Kundenhelfer erneut zu den vermeintlich sicheren offenen Immobilienfonds.
Auch das geschah auf dem Höhepunkt eines Immobilienbooms und vor Beginn einer Krise. Von dieser alarmiert, wollten Sparer bald ihr Geld zurück. Allein aus dem Grundinvest-Fonds der Deutschen Bank zogen sie in gut einem Jahr rund 2 Milliarden Euro ab. Und was raten die Banken jetzt? Natürlich andere Fonds – etwa solche mit Anleihen. Dummerweise genau in einer Zeit, in der die Zinserträge minimal, doch die Kurse der Papiere maximal waren. Hier droht jetzt der Absturz. Kein Problem für Bankberater: Sie empfehlen Aktienfonds nachdem ein gut Teil des Börsenbooms schon gelaufen ist. Sinn der Drehscheibe: Bei jedem Fonds-Wechsel ist ein neuer „Ausgabe-Aufschlag“ fällig – rund 5 Prozent des Spargeldes. Es sei denn, Sparer ziehen aus dem Deutsche-Bank-Debakel die Konsequenz, machen sich vor einer Geldanlage selbst schlau und schlagen die Fonds-Tipps ihrer Banken in den Wind. ROLAND STIMPEL