piwik no script img

■ IM UFA: DR.PETIOT:Setzen, Fünf

Es fängt so spannend an. Paris im Jahre 1942. Im Kino läuft ein vermeintlicher Gruselfilm, schwarz- weiß.

Ein Fiesling mit einer Glatze marodiert durch ein Gebäude, eine Art Großküche. Doch siehe da, so harmlos gruselig ist der Streifen gar nicht. „Erkenne den Juden“ steht ganz deutlich in deutscher Sprache auf einem Schild. Es handelt sich offenbar um einen Propagandafilm der deutschen Besatzer, in dem zur Juden-Denunziation aufgerufen wird.

„So ein Unsinn,“ sagt ein Mann (Michel Serrault) im Publikum immer wieder. Irgendwann platzt ihm regelrecht der Kragen, und er springt wütend auf. Aber statt das Kino wie üblich durch die Eingangstür zu verlassen, tritt der Mann durch die Leinwand in den Film und wird eine Figur der Handlung. Diese Idee ist nicht gerade neu und also auch nicht mehr aufregend, aber sie sorgt immer noch für ein wenig Irritation.

Regisseur Christian De Chelonge wird sich schon etwas dabei gedacht haben, so ist zu diesem Zeitpunkt noch zu hoffen. Also geben wir ihm noch ein Viertelstündchen, schließlich hat Dr. Petiot, seine neue Kinoarbeit, gerade erst angefangen.

Die nun folgenden Bilder sind bunt. Sie bebildern eine Geschichte, die für sich genommen eine hochinteressante Sache ist, denn sie behandelt einen dunklen Punkt in der französischen Geschichte. Während der leidvollen Besatzungszeit gab es nicht nur Kollaborateure und Schieber, im Dunkel der Wirren machten auch skrupellose Verbrecher Geschäfte mit den wehrlosesten aller Opfer, den Juden. Dr. Petiot ist so ein Schwein. Sein Trick ist einfach. Er läßt sich von verzweifelten Juden Geld geben, trifft sich ein zweites Mal mit ihnen und tötet sie bei sich zu Hause mit einer Giftspritze. Dann verbrennt er sie.

Regisseur De Chelonge hatte es in der Hand, Spannung und Geschichtsaufarbeitung zu verbinden. Doch außer dem bleichen, mit dunklen Augen durch das nächtliche Paris geisternden Michel Serrault, interessiert er sich offenbar für keine weitere Figur seines Films. Die Handlung, so überhaupt davon gesprochen werden kann, springt von einem Opfer zum anderen ohne einen Ansatz der Erklärung. Da stimmt nichts, nicht einmal der säbelrasselnde Sound-Track. Das war nichts, setzen, Fünf.

J.F.Sebastian

UFA-Palast: 14.45, 17.15, 20 Uhr. Do/Fr/Sa. auch 22.45Uhr

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen