: IG Bau droht mit weiteren Streiks
■ Rasche Einigung über Mindestlohn am Bau gefordert
Frankfurt/Main (AP) – Nach ihrem bundesweiten Aktionstag am Freitag hat die IG Bauen-Agrar- Umwelt am Wochenende ungebrochene Kampfbereitschaft demonstriert. Auf einer zentralen Funktionärskonferenz in Dortmund drohte der Gewerkschaftsvorsitzende Klaus Wiesehügel am Samstag erneut mit Streiks, falls nicht bald eine Einigung über einen Mindestlohn für ausländische Beschäftigte auf deutschen Baustellen erzielt werde. Bundesbauminister Klaus Töpfer rief die Tarifparteien nachdrücklich dazu auf, den Konflikt schnell beizulegen.
Wiesehügel nannte es einen Skandal allererster Ordnung, daß 350.000 Bauarbeiter in die Erwerbslosigkeit abgedrängt würden, während die Arbeitgeber weiterhin EU-Ausländer zu Billiglöhnen anheuerten. An die Adresse von Bundeskanzler Kohl gerichtet, sagte der IG-Bau-Vorsitzende: „Hier wird mit dem Europagedanken, für den Sie sich Tag für Tag einsetzen, Schindluder getrieben.“ Zum Abschluß seiner Rede betonte Wiesehügel, seine Organistion sei zu jedem Waffengang bereit, der ihr aufgezwungen werde.
Arbeitgeber und Gewerkschaft hatten am Mittwoch die Verhandlungen zur Umsetzung des Entsendegesetzes abgebrochen. Dieses sieht den gleichen Lohn für alle EU-Bürger auf deutschen Baustellen vor. Es trat bereits am 1. März in Kraft, bleibt aber bis zu einer Einigung der Tarifparteien wirkungslos. Die IG Bau hatte zuletzt 19,58 Mark als Mindestentgelt gefordert. Töpfer sagte, ohne eine Einigung werde es auf allen Seiten nur Verlierer geben.
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