: I N T E R V I E W VW langfristig sichern
■ Wolfgang Schneider, Chef des „Controlling“* der VW Mexiko S.A., zum Arbeitskonflikt
taz: Sie geben als Grund für den bestehenden Arbeitskonflikt an, daß VW–Mexiko in letzter Zeit große Verluste gehabt hat. Worauf sind die zurückzuführen? Wolfgang Schneider: Generell gibt es in Mexiko eine Wirtschaftskrise, die schon mehrere Jahre andauert. Aufgrund dieser Krise verkauft die Automobilindustrie heute weniger Autos - etwa die Hälfte - als vor drei oder vier Jahren. Das belastet nicht nur unser Ergebnis, sondern das der gesamten Automobilindustrie. Renault z.B. hat vor einem Jahr zugemacht. Hat VW von der Schließung von Renault profitiert? Nein, nur im Ausmaß von einem Prozent Marktanteil, also unterproportional. Ein anderer Grund für die Verluste liegt darin, daß VW deutlich höhere Löhne und Gehälter und insbesondere höhere Sozialleistungen zahlt als der mexikanische und der amerikanische Wettbewerb: Ford, General Motors und Chrysler verfolgen eine neue Strategie in Mexiko. Sie haben vier oder fünf neue Werksgebäude im Norden Mexikos errichtet, wo der Lohn geringer ist als in den anderen Teilen des Landes. Dadurch haben wir große Nachteile gegenüber der Konkurrenz. Die zahlt im Norden ungefähr 50 Wie hoch waren die Verluste? Im letzten Jahr haben wir dem Mutterhaus gegenüber sogar einen Gewinn ausgewiesen, weil uns das Mutterhaus eine Unterstützung gegeben hat. Gibt es nicht die Möglichkeit bei den Investitionen zu sparen, anstatt sich soziale Probleme einzuhandeln, die dem Image von VW nur schaden? Unsere Reinvestitionen zielen nicht darauf, unsere Kapazitäten zu erweitern, sondern darauf, auf dem notwendigen Stand der Technnologie zu bleiben. Es geht darum, Rationalisierungsinvestitionen nicht hinten anzustellen. Wäre es nicht vernünftiger, die Gehälter zu erhöhen, um die Produktion zu garantieren? Es ist letztlich die Frage: Was wollen wir? Wollen wir bessere Löhne und Gehälter für die nächsten zwei oder drei Jahre oder wollen wir langfristig die Zukunft unseres Unternehmens sichern. * „Controlling“–Abteilungen überwachen, steuern und planen die Kosten.
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