: Hysterische Dummheit
Betr: „Radio Bremen liebt seine Zahlen“, taz Bremen vom 4. März
Da logeln sie sich senderseitig in die Tasche, dass ihr NordPestRadio deshalb nicht gehört wird, weil es so gut sei. „Der hohe Zuspruch der HörerInnen zur ‚Doppelspitze‘ Bremen Eins und Vier erlaube auch die mangelnde Resonanz in der ‚Qualitätsfrage‘“, heißt es direktionsseitig. Aha. Weil das NWR also noch weniger Hörer hat als das alte Bremen2, muss es also um denselben Faktor besser sein als Bremen2 je war, so anscheinend die verfilzte autosuggestive Schlussfolgerung! Was für eine Arroganz: Je mehr Menschen weghören, um so besonderer ist das Programm, um so bedeutender seine Macher. Schön wär‘s. Das ist NordWestRadio-Tagesprogramm-Intelligenz in Reinform, und genau sowas vertreibt jeden denkfähigen Hörer. Aber diese Logik hat auch Appellcharakter, denn wenn negative Einschaltquote als Qualitätsmerkmal gilt, wären mehrstündige Sendepausen auf den NWR-Frequenzen das NonPlusUltra der Hörerbeglückung. Dann klappt‘s auch wieder mit der Quote, und hörerseitig freut man sich unbehelligt in aller Stille auf das Abend- und Sonntagsprogramm in altbewährter Bremen2-Qualität. Die Macher des NWR gehen derweil zur Abend- oder Sonntagsschule, sie haben dann ja frei... Nein, NWR wird deshalb nicht gehört, weil es wochentags tagsüber so unausgegoren unzumutbar ist, jedenfalls für Ex-Bremen2-Hörer. Und die haben ihr Radio nicht aus dem Kellerfenster ihrer Elfenbeinappartments geschmissen oder ihre Ansprüche heruntergeschraubt, sondern sind abgewandert zu Deutschlandfunk und Deutschlandradio ... und treffen dort auf altbekannte Stimmen. Jochen Ehlers, Bremen