: Hysterie um „Vereinigte Linke“
Betr.: „Heilloses Durcheinander“, taz nord, 14.1.
Tim Spier irrt, wenn er glaubt, Oskar Lafontaine hätte in der WASG eine große Rolle gespielt. Dass Lafontaine die WASG als Sprungbrett in die PDS benötigte, sollte ihm als Parteienforscher nicht entgangen sein. Die WASG hat ohne „Oskar“ bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen über 2 Prozent der Stimmen erhalten, obwohl sie in den Medien weitgehend totgeschwiegen wurde. Mit Lafontaine setzte der Medienrummel ein, allerdings zugunsten seiner neuen Heimat, der PDS. Das Linksbündnis scheitert nicht an einer zu kritischen WASG-Basis, sondern daran, mit welcher Verachtung gegenüber WASG-Parteimitgliedern versucht wird, eine „Zwangsvereinigung“ durchzuführen. Auch wenn es ihnen schwerfällt zu begreifen, dass die WASG als eigenständige Partei gegründet worden ist: Die WASG ist weder „geistiges“ Eigentum eines Oskar Lafontaine noch eines Gregor Gysi!
Wenn sich die Massenhysterie um die „Vereinigte Linke“ endlich einmal legt und wieder Vernunft einzieht, wird man nicht nur in der WASG ohne diffamiert zu werden wieder darüber reden können, dass in demokratischen Gesellschaften auch andere Alternativen bestehen. Vor der Gründung der Grünen wurde behauptet, eine vierte Partei bräuchte Deutschland nicht. Jetzt benehmen sich alle so, als würde die Welt untergehen, wenn die WASG als eigenständige Partei das Parteienspektrum der BRD erweitert.
ROLF MOLL, Ex-Kreisvorstandssprecher und noch WASG-Mitglied, Essen