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Hundeführerschein muss her

Betr.: Diskussion und Reaktionen zu Kampfhunden

In Hamburg biss ein Pitbull ein Kind zu Tode. Furchtbar! In einem Stadtteil, in dem Menschen auf Spielplätzen Hunde „scharf“ gemacht, gehetzt und für illegale Hundekämpfe „trainierten“. Die überregionale taz dazu: Anwohner und Polizei wussten davon. Nur eingeschritten ist gegen die allesamt verbotenen Aktivitäten niemand. Dabei ist allgemein bekannt, dass so behandelte Hunde gefährlich werden können. Trotzdem gibt es einige Menschen, die dies praktizieren. Was machen wir nun? Wir verbieten Hunde dieser Rassen oder verordnen ihnen allen Maulkorb- und Leinenzwang. Egal, ob sie aggressiv sind oder nicht. Auch egal, was renommierte Wissenschaftler zur Lösung des Problems empfehlen. Um es klar zu sagen, ein Zuchtstopp dieser Rassen stört mich nicht im Geringsten. Aber glaubt Ihr wirklich, dass die neuen Hundeverordnungen das bestehende Problem lösen? Werden nicht die Leute, die bislang sowohl die bestehenden Gesetze als auch den vom Ordnungsamt auferlegten Maulkorb- und Leinenzwang ignorierten, genauso weitermachen wie bisher? Im Zweifelsfall mit anderen Rassen. Verbieten wir die dann auch? Wie soll das gehen? Leisten andere Vertreter dieser Rassen doch recht wertvolle Dienste für den Menschen, zum Beispiel als Rettungs-, Therapie- oder Behindertenbegleithund oder sind heißgeliebte und völlig harmlose Familienhunde. In den falschen Händen lassen sich aber auch diese Hunde auf Aggression „trainieren“. Wäre es nicht sinnvoller bestehende Gesetze endlich konsequent anzuwenden? Und auf uralte Forderungen vieler Hundehalter einzugehen: zum Beispiel die Einführung eines Sachkundenachweises der Halter (Hundeführerschein).

Joachim Wrage

(Diplom-Biologe und Wissenschaftsjournalist)

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