: Huber ortet Linkdrall in vereinter CDU
München/Ost-Berlin (ap/taz) - In der Union bahnt angesichts der Fusionspläne neuer Streit an. CSU-Generalsekretär Erwin Huber hat gestern in der CDU (West und Ost) einen Linksruck ausgemacht. Er betrachte mit Sorge, daß durch den Parteizusammenschluß die Position „der links stehenden Kräfte“ in der Bundes-CDU gestärkt würden; der Einfluß der DDR-Christdemokraten verzerre den Standort der gesamten West -Union. Vor allem wandte sich Huber gegen die Fusion der Ost -CDU mit der Bauernpartei (DBD), da diese den Ruf einer „SPD auf dem Lande“ habe.
Ministerpräsident Lothar de Maiziere hatte sich in den vergangenen Tagen ebenso wie der stellvertretende Bonner CDU -Vorsitzende Heiner Geißler für eine stärkere Betonung der sozialen Gerechtigkeit im Programm einer vereinigten Partei ausgesprochen. Darüber hinaus fordert die Ost-CDU ein Recht auf Arbeit und Wohnung sowie die Beibehaltung der Fristenlösung beim Schwangerschaftsabbruch. All dies beunruhigt den CSUler. „Wir befürchten“, so Huber, „daß durch die Hintertür der Fusion unselige Strategien wie die Lagertheorie wieder eingeführt werden sollen.“ Eine Verschiebung des bisherigen Standpunkts der CDU könnte seiner Ansicht nach zu einem Vakuum „in der politischen Mitte und im konservativen Wählerbereich“ führen.
Huber übte gleichzeitig herbe Kritik an DDR-Innenminister Peter-Michael Diestel und wies dessen Vorwürfe zurück, in der CSU-Schwesterpartei DSU würden immer stärker rechtsradikale Tendenzen spürbar. Diestel sei dafür bislang jede Erklärung schuldig geblieben. „Wir haben ihm deutlich gesagt, daß er sich seine Worte besser überlegen sollte“, erklärte und Huber, der gestern gar laut öffentlich nachdachte, daß Diestel am Samstag in Leipzig aus der Partei ausgeschlossen werden könne.
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