Hortreform: Rabe legt Gebühren fest
Preise für Mittagessen und Randbetreuung an der Ganztagsgrundschule hängen künftig vom Einkommen ab. Eltern der Pilotschulen laut Evaluation zufrieden.
Ein neues Gebührenmodell für die Ganztägige Betreuung an Grundschulen (GBS) hat Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Montag vorgestellt. Dazu präsentierte er eine Evaluation der ersten sieben GBS-Pilotschulen. Dafür hatte das Institut für Lehrerbildung Eltern, Kinder sowie Schul- und Kita-Leitungen befragt. Die Ergebnisse nannte Rabe "erfreulich": Die Eltern sähen ihre Kinder "in guten Händen".
Ändern werden sich nach den Sommerferien die Preise für die Betreuung: Die Kernzeit, 13 bis 16 Uhr, bleibt kostenlos, aber für Rand- und Ferienzeiten sowie fürs Essen fallen einkommensabhängig gestaffelte Gebühren an (siehe Kasten). Als Ziel formulierte Rabe, niemand solle mehr zahlen müssen als für den Kita-Hort. Differenzbeträge werde die Stadt gegebenenfalls erstatten.
Für die neue Tabelle wurden die Preise für die Ferien und Randzeiten erst einmal erhöht. Eine Familie mit zwei Kindern und einem monatlichen Nettoeinkommen von 2.550 Euro gilt als Höchstsatzzahler. Sie muss pro Kind und Ferienwoche 90 Euro zahlen. Je geringer das Einkommen, desto geringer die Gebühr: Sie sinkt in fünf Stufen auf bis zu 20 Prozent für Eltern, die weniger als 1.650 Euro monatlich verdienen. Das gilt auch für das Mittagessen, das bislang 3,50 Euro pro Mahlzeit kostete. Hartz-IV-Empfänger etwa zahlen für das Essen gar nichts und nur 20 Prozent für die Zusatzbetreuung.
Die GBS ist für alle Kinder in der Zeit von 8 bis 16 Uhr kostenlos.
Für Früh- und Spätbetreuung von 6 bis 8 beziehungsweise von 16 bis 18 Uhr kostete bisher jede Stunde 20 Euro im Monat, künftig sind es 30 Euro. Eine Woche Ferien kostete bisher 30 Euro, künftig 90 Euro.
Eine vierköpfige Familie mit 2.550 Euro Netto-Monatseinkommen zahlt 100 Prozent, bis 2.300 Euro sind es 75 Prozent, bei bis zu 2.000 Euro fallen 50 Prozent an, unterhalb von 1.750 Euro werden 30 Prozent erhoben, bis 1.650 Euro 20 Prozent. Die Tabelle ändert sich je nach Anzahl der Familienmitglieder.
Bislang bieten 28 Schulen in Hamburg GBS, ab Sommer 2012 sollen es 64 sein.
Deutlich entlastet werden Familien mit mehreren Kindern: Für ein Geschwisterkind fällt jeweils nur ein Drittel des bereits reduzierten Preises an, was vor allem beim Essensgeld entlastet.
Vorerst nicht gelöst ist die Frage, ob es auch für ältere Ganztagschüler - also solche ab der 5. Klasse - eine Staffelung des Mensapreises geben wird. Nach derzeitigem Stand der Dinge müssen die Schulen das Essen zum Marktpreis von 3,50 Euro je Mahlzeit anbieten, wenn ab Sommer keine 1-Euro-Jobber mehr eingesetzt werden können.
Ein Thema, bei dem die Evaluation viel Kritik seitens der Eltern aufzeigte, war die Qualität des Essens. Auch die Hausaufgabenhilfe wurde vielfach nicht gut bewertet. Den Kindern wiederum missfiel, dass sie ihre Spielsachen nicht mitnehmen können und bei der Anschaffung neuer Spielsachen nicht beteiligt werden. Rabe sagte, solche Hinweise würden ernst genommen.
"Kein Thema" sei die Raumsituation: Weder Eltern und Kinder noch Schulleitungen hätten die Doppelnutzung für Schule und Betreuung moniert. Lediglich die Kita-Leitungen wünschten sich "mehr Rückzugsmöglichkeiten und Platz für Kuschelecken" - waren allerdings auch interviewt worden. Den Kindern dagegen wurden vorformulierte Fragen gestellt. Immerhin sagten 17 Prozent, ihnen fehle "Platz zum Ausruhen".
Das Landesinstitut formuliert aber auch deutliche Kritik. So fehlten den GBS-Schulen Standards und Strukturen zur Qualitätssicherung. Davor warnte seit Wochen auch die Landeselternvertretung (LEA).
Es handele sich bei dem Bericht nur um ein "Blitzlicht" und noch nicht um die weiterhin notwendige wissenschaftliche Evalution der GBS, bemerkte Martin Peters vom Paritätischen Wohlfahrtsverband. Die Linkspartei erkannte gar eine "Spar-Untersuchung".
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