: Horror-Story Prinzhöfte
Betr.: Freie Schule weist Kritik zurück, taz vom 17. August
Mit großer Verwunderung habe ich nun den dritten Artikel zur Freien Schule Prinzhöfte in der von mir hoch geschätzten taz gelesen, und ich frage mich, wie eine so gute Zeitung es fertig bringt, über ganz normale Veränderungsprozesse eine derartige Horror-Story zu fabrizieren. Ich habe selbst ein Kind an der Freien Schule und möchte Ihnen gern meine Sicht der Dinge wieder geben: In unserer Schule ist es den Kindern erlaubt, in einer Atmosphäre von Freude und Zuneigung ihre Fehler machen zu dürfen. Die Schule befindet sich in einer Phase größter Veränderungen. Es ist völlig klar, dass dabei jede Menge Fehler passiert sind. Aber ist das ein Wunder? Lutz Wendeler – dessen Qualifikationen als Freinet-Pädagoge unbestritten sind – dabei öffentlich an den Pranger zu stellen, ist nicht nur in höchstem Maße unfair, sondern auch sachlich falsch. Die Freie Schule Prinzhöfte wird von den Eltern geführt, folglich dürfen wir uns auch selbst für alle Fehler verantwortlich fühlen. Es ist doch gerade das herausragende Merkmal der Freien Schule, dass die Kinder dort ihr eigenes Lerntempo anschlagen und nicht über den Kamm des Mittelmaßes geschoren werden. Natürlich macht das vielen Eltern Angst (mir auch!), ob denn unserer Kinder in der “Leistungsgesellschaft“ mitkommen werden. Aber tief drinnen wissen wir, dass es heute und morgen auf andere Fähigkeiten ankommt, nämlich auf persönliche und soziale Kompetenz. Und mir ist keine Schule bekannt, an der dies besser gefördert würde als an der Freien Schule Prinzhöfte.
Kerstin Friedrich
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