Hormontherapie : Der Arzt als Gesundheitsrisiko
Frauen in den Wechseljahren werden derzeit weitaus weniger mit Hormonen behandelt als vor einigen Jahren, teilte die Techniker Krankenkasse mit. Nur noch jede sechste Frau zwischen 45 und 65 Jahren bekommt Hormonpillen gegen Altersbeschwerden verschrieben. Vor fünf Jahren war es noch jede Dritte. Ausgelöst wurde der Einbruch beim Hormonpillenumsatz durch die US-amerikanische Langzeitstudie „Women’s Health Initiative“. Die Studie mit über 16.000 Teilnehmerinnen musste im Sommer 2002 vorzeitig abgebrochen werden, weil sich sehr schnell zeigte, dass die bis dahin von vielen Ärzten propagierte Hormontherapie mit einem gesundheitlichen hohen Risiko verbunden ist. So besteht die Gefahr, dass durch die Hormongabe Herzinfarkte oder Schlaganfälle ausgelöst werden. Auch konnte oftmals der den Hormonen zugeschriebene Nutzen in wissenschaftlichen Studien nicht nachgewiesen werden. Die Ergebnisse der Studien wurden zwar in der Fachpresse ausgiebig vorgestellt, doch ausgerechnet ein Großteil der Frauenärzte scheint dies alles zu ignorieren. Mehr als die Hälfte der Frauenärzte (52,9 Prozent) vertritt immer noch die Meinung, dass dem Alterungsprozess bei Frauen mit Hormonen entgegengewirkt werden sollte, fand eine repräsentative Studie des Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) heraus. Vor allem ältere Ärzte wollen die neuen Ergebnisse nicht zur Kenntnis nehmen. Bei den über 60-jährigen Ärzte sind es 71,4 Prozent, die sich für einen Hormoneinsatz gegen das Altern aussprechen.
WOLFGANG LÖHR