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Honecker - Star der FAZ

■ Pressenachlese zum Besuch des DDR–Staatratsvorsitzenden Honecker in Bonn Frankfurter Allgemeine in Konkurrenz zum Neuen Deutschland

Die friedliche Koexistenz zwischen dem Neuen Deutschland und der FAZ beim Abdruck deutsch–deutschen Wortmülls setzte sich auch am Mittwoch fort. Auf insgesamt fünf Seiten druckte das ND Tischreden der beiden Regierungschefs vom Dienstag abend, die anläßlich von Honeckers Abendessen gehalten wurden, das gemeinsame Abschlußkommunique und eine Erklärung des DDR– Sprechers zu den offiziellen Verhandlungen. Die FAZ hingegen hinkte in ihrer Dokumentation von Tischreden einen Tag hinterher und veröffentlichte am Mittwoch erst diejenigen, die bei Kohls Abendessen am Montag gehalten wurden. Die hatte das ND schon tags zuvor im Blatt. In der Kommentierung hingegen liegt die FAZ vorn. Während im ND bisher noch kein Kommentar zum Besuch erschien, schreibt der FAZ–Kommentator über Kohls Tischrede vom Montag: „Der Kanzler wuchs diesmal über sich hinaus. Schon im dritten Satz brachte er die Deutschen in Stralsund und Konstanz, in Flensburg, Dresden und Berlin so zusammen, wie sie zusammengehören.“ In der internationalen Presse nimmt der Besuch weiterhin großen Raum ein. Die italienische konservative Tageszeitung Corriere della Serra brachte am Mittwoch auf Seite 1 einen Leitartikel über den Besuch unter der Schlagzeile: „Das große Deutschland, das niemand will“. Die Basler Zeitung kommentiert ähnlich mißtrauisch: Honecker und Kohl müßten aufpassen, „bei ihren Verbündeten auch nicht den Anschein einer Neigung zu deutsch–deutschen Sonderwegen zu wecken. Die französische sozialistische Zeitung Le Matin schreibt: „Honecker muß über den Besuch befriedigter sein als Kohl. Honecker zwingt Kohl zu einer spektakulären Anerkennung des ostdeutschen kommunistischen Regimes, obwohl die Wiedervereinigung als vorrangig in der Verfassung der Bundesrepublik steht.“ Der Kommentator der Liberation: „Aus östlicher Sicht hat dieser Besuch ein ganz anderes Gewicht: Es ist eine glänzende Bestätigung für den Architekten der Mauer, daß er sie mit Pauken und Trompeten überwinden kann. Selten hat einer der verschrieensten Akte des kommunistischen Totalitarismus einen vollkommeneren Ablaß erhalten....“ mtm

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