■ Holocaust-Denkmal: Der Weg ist das Ziel
Die brüske Ablehnung des Wettbewerbsergebnisses für das Holocaust-Denkmal durch Bundeskanzler Helmut Kohl ist nichts geringeres als ein herrischer Affront gegen ein demokratisches Verfahren. Das Mahnmal muß es geben. Aber nichts ist nun fataler als ein Schulterschluß des kleinsten Nenners: Gegen Kohls Machtgebärde zu sein. Gerade dessen rüde Intervention macht eine Schwäche dieses Wettbewerbs sichtbar. Einem Mahnmal geht ein gesellschaftlicher Diskurs voraus – und er ist unverzichtbar, damit ein Denkmal bereits Realität ist, bevor es gebaut wird.
Fast fünfzehn Jahre lang dauerte beispielsweise die Diskussion um die Gestaltung des ehemaligen Gestapo-Geländes neben dem Martin-Gropius-Bau. Dieser Prozeß hat den Ort unauslöschlich und unanfechtbar in das Stadtbild gebannt. Versuche der Bundesregierung, das Projekt zu torpedieren, sind daran zerschellt. Auch die Debatte, die der Errichtung eines Mahnmals für die Deportation der Berliner Juden am Bahnhof Grunewald vorausging, und selbst der beschämende Streit um die Steglitzer Spiegelwand haben diesen Mahnmalen schon vorab Wirklichkeit verliehen.
Wie problematisch es sein kann, sich vornehmlich der staatlichen Unterstützung zu versichern, zeigt sich dagegen jetzt beim Holocaust-Mahnmal. Der Diskurs darüber ist deshalb nicht zu Ende, sondern steht erst am Anfang. In diesem öffentlichen Prozeß wird sich dann auch das Unbehagen an den jetzigen Entwürfen erledigen, das Helmut Kohl so subtil nutzt. Gerd Nowakowski
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