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Hoher Besuch in LüneburgSolo für die Kanzlerin

Prominenz gehört an der Universität Leuphana in Lüneburg zur Tagesordnung. Heute kommt die Bundeskanzlerin - und lässt sich eineinhalb Stunden lang zeigen, was gut läuft. Auch die kostspieligen Pläne von Stararchitekt Daniel Libeskind.

Schnittig, aber leider teuer: Daniel Libeskinds Audimax-Entwurf. Bild: DPA

Das Kanzleramt war's. Dass am heutigen Donnerstag Bundeskanzlerin Angela Merkel die Universität Leuphana in Lüneburg besucht - das geschehe auf Initiative aus Berlin, betont Leuphana-Präsident Sascha Spoun. Durchaus der Rede wert angesichts der vielen Beobachter, die sich mit Blick auf Spouns glänzend vernetzten Vize Holm Keller gefragt hatten: Wie hat er das nur wieder hingekriegt?

Erst vergangene Woche hatten Spoun und Keller Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff an die Leuphana komplimentiert - um an einem Planspiel der neuen Erstsemester mitzuwirken. Der Moderator des Planspiels: Frank-Jürgen Weise, Chef der Bundesagentur für Arbeit. Die Begrüßungsrede hatte eine Woche zuvor das in Schlagseite geratene SPD-Schlachtschiff Wolfgang Clement gehalten, im Vorjahr war es Ex-US-Präsident Jimmy Carter gewesen. Keller, der einst bei McKinsey und Bertelsmann tätig war und sich heute um die Universitätsentwicklung kümmert, kennt alle Welt. Die im November vergangenen Jahres lancierte Falschmeldung, demnächst komme Arnie Schwarzenegger, hatte deshalb auch erst mal niemand bezweifelt. Immerhin ist es auch kein Geringerer als Daniel Libeskind, der - als Gastprofessor - den Lüneburger Campus millionenschwer umgestalten darf. Viel Prominenz für eine Uni, deren Ruf außerhalb von Fachkreisen durchaus noch ausbaufähig ist.

Aber Merkel kommt von selbst. Im Rahmen ihrer Bildungsreise, bei der sie seit Ende August 13 Einrichtungen in ganz Deutschland besucht - angefangen von frühkindlicher Bildung über Schule, berufliche Ausbildung bis hin zur Hochschul- und Weiterbildung. Um sich vor Ort ein Bild von den aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen im deutschen Bildungssystem zu machen, heißt es aus dem Bundeskanzleramt. Um damit schon mal in den Wahlkampf einzusteigen, mäkeln Merkels Kritiker. Um die Bemühungen der Leuphana zu würdigen, sagt Spoun: "Unsere Anstrengungen werden offenbar auch bei der Bundesregierung wahrgenommen." Allerdings: Merkel kommt ziemlich allein. Niedersachsens Ministerpräsident Wulff und Wissenschaftsminister Lutz Stratmann (beide CDU) weilen noch bis Samstag in Asien, Kultusministerin Elisabeth Heister-Neumann (CDU) hätte kommen wollen, wurde aber von der SPD zur Beantwortung einer Anfrage in den Landtag zitiert.

Der einzige Programmpunkt, der vorab bekannt wurde: Daniel Libeskind wird da sein und Merkel das Modell des geplanten Leuphana-Zentralgebäudes präsentieren. "Ich persönlich erhoffe mir, dass sich nicht nur die Bundesländer, sondern auch die Bundesregierung weiterhin für eine gute Entwicklung der Universitäten engagiert", erklärt Spoun vorab vielsagend - die Finanzierung des Zentralgebäudes ist nach wie vor nicht gesichert.

Auf Merkels Wunsch hin geplant ist außerdem ein Gespräch mit 16 Studierenden - streng ausgewählt nach allen nur erdenklichen Proporz-Regelungen. Um die Neuausrichtung der Uni soll es gehen, mehr ist nicht in Erfahrung zu bringen. Die Öffentlichkeit ist für diesen Programmpunkt nicht zugelassen; man bittet um Verständnis.

"Es wäre sehr schön, würde sich Frau Merkel wirklich für die Probleme an der Universität Lüneburg interessieren", sagt Björn Glüsen, Sprecher des Lüneburger Asta. "Sie sollte in der Lage sein, sich nicht von der Fassade blenden zu lassen." Die Universität Lüneburg sei die am schlechtesten finanzierte Universität in Niedersachsen. Einige Studenten haben - für alle Fälle - schon einmal angekündigt, lautstark Präsenz zu zeigen. Draußen, vor der Tür.

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