: Hoffnungsträger für die Zukunft?
■ betr.: „Sind Hauptschulen eigent lich Metzgereien?“, taz vom 10./11. 2. 96
Ihre in diesem Artikel getroffene Feststellung „Kein Kultusminister plant, den Unterricht an einer fremden Schulart tatsächlich über die Köpfe der Lehrer hinweg zu verordnen“, ist leider falsch. In Hamburg ist diese Idee bereits Wirklichkeit: Nachdem man hier zunächst die Wochenstundenzahl der Gymnasiallehrer um eine auf 24 erhöht hat, bekamen die Schulleiter der Gymnasien im vergangenen Dezember die Anweisung, der Behörde bis zum 15. Januar des Jahres entsprechend dem nunmehrigen „Stundenüberhang“ Kollegen zur vollen Umsetzung an Grund-, Haupt-, Real oder Gesamtschulen zu benennen. Und offenbar soll, allen Protesten zum Trotz, diese Maßnahme auch durchgezogen werden, ganz gleich, wie sinnlos sie ist; ob wirklich nur für zwei Jahre, wie die Behörde in Aussicht gestellt hat, steht in den Sternen.
Wer nur einen Funken Verstand und Einfühlungsvermögen hat, kann sich ausmalen, was sich derzeit hier unter Gymnasiallehrern abspielt, kann sich vielleicht auch ausmalen, was es bedeutet, wenn langgewachsene Schulstrukturen zerstört werden, nicht zuletzt Vertrauensbeziehungen zwischen Lehrer und Schülern, und was es heißt, daß längst zu alte Gymnasiallehrer (kein Schulleiter gibt doch freiwillig die wenigen kostbaren jungen her!) nun noch in fremdem Unterricht Sinnvolles leisten sollen, während der fertig ausgebildete und motivierte Nachwuchs auf der Straße steht. [...] Hoffnungsträger für die Zukunft? Behandelt wird die junge Generation danach von den politisch Verantwortlichen jedenfalls nicht. Elisabeth Kasch, Hansa-Gymnasium Bergedorf, Hamburg
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