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Archiv-Artikel

Kucken se ma: auf Bremens Leinwand Höchstens schmunzeltauglich: „Km 0“, eine dorisdayeske Sommerkomödie

Wie teilt man 14 Filmfiguren in interessante Paarungen auf? Indem man sie alle ihre ersten Verabredungen am gleichen Ort und zur gleichen Zeit treffen lässt, sodass die Verwechslungen einfach passieren müssen.

Beim Kilometerstein 0 an der zentralen Straßenkreuzung Madrids trifft sich also ein buntes Häuflein Menschen und jeder zieht mit dem Partner wieder ab, der eine berührende, komische, frivole oder spannende Verwicklung garantiert. Die Metapher des Anfangspunktes, von dem aus Wege in alle Richtungen gehen, wird noch kostenlos mitgeliefert – man kann es sich beim Drehbuchschreiben auch leicht machen.

Später wird dann munter weiter verwechselt. Da blickt etwa eine Dame mal kurz in die Brieftasche des Herren, mit dem sie gerade geschlafen hat und sieht dort das gleiche Foto, dass auch sie in ihrer Brieftasche mit sich herumträgt – nur es ist gar nicht die Brieftasche von dem Herren, von dem sie nun glaubt, er sei ihr lange verschollener ... ja ja, ich hör schon auf, aber genau so wird in dieser spanischen Sommerkomödie erzählt. Man hört das dramaturgische Zahnwerk an allen Ecken und Enden knacken, obwohl es ständig von der seichten Filmmusik übertönt werden soll.

Manchmal ist „Km 0“ auch durchaus amüsant, und auf den schwul/lesbischen Festivals wird er gefeiert, weil der Film eine lockere, sexuell selbstbewusste Lebensart propagiert und die gleichgeschlechtliche Liebe ganz selbstverständlich genauso geschildert wird wie die zwischen Mann und Frau. Ein schöner, junger, schwuler Mann entpuppt sich gar als Schutzengel, der im Finale entschwebt, nachdem er eine schüchterne männliche Jungfrau mit einer netten Hure verkuppelt hat.

Jawohl, in diesem Film besteht eines der sieben unausbleiblichen Happy-Ends darin, dass eine Prostituierte endlich einen Freier findet. Nicht nur hierbei lässt Pedro Almodóvar mit seinen Schienbeintritten für die Spießbürger heftig grüßen, aber leider erschöpft sich diese Inspiration für die beiden Filmemacher Garcia Serrano und Juan Luis Iborra schon in solchen kleinen Frechheiten. Stilistisch ist der Film so konservativ wie eine Doris Day-Komödie.

Da können die SchauspielerInnen noch so große Mühe darauf verwenden, die Figuren sympathisch wirken zu lassen, sie bleiben doch platte Klischees. So treten auf: der schwule Tangotänzer, die reiche, aber frustrierte ältere Dame, die chaotische Schauspielerin, der erfolgreiche Regisseur (in dessen neuen Stück die chaotische Schauspielerin natürlich...., Sie wissen schon!), die konsumgeile Zicke und so weiter. Keiner erwartet hier viel Tiefgang, aber wenn alles an einem Film nur chic und belanglos ist, dann ist man doch schnell verstimmt. Die paar guten Lacher sind zu weit gestreut.

Statt dessen kann man bei „Km 0“ ständig „schmunzeln“ – aber mal ehrlich, wollen Sie das? Wilfried Hippen

Do bis Sa (20.30) und So bis Di um 18.00 Uhr im Kino 46 (OmU)