: Hochwasserpapst: Weserkraftwerk kein Problem
■ Hochwassergefahr durch Bau des Kraftwerkes nicht erhöht / Bürgerschaftsfraktionen „betroffen“ über zeitliche Verzögerung
Ein Bau des Weserkraftwerks parallel zum Bau ist technisch kein Problem. Das meint der Bremer Hochwasserpapst und Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Hans Dieter Bücken. Bücken widersprict damit dem Leiter der Bremer Abteilung des Amtes für Wasser- und Schifahrtsamtes Jan Dirksen, der für die dem Bundesminister für Verkehr unterstellte Behörde das Gegenteil behauptet hatte. Laut Dirksen würde der Bau des Kraftwerkes zu einer Verzögerung beim Bau des Wehres führen und damit die Hochhwassergefahr erhöhen. Dirksen will deshalb, daß mit dem Bau des Kraftwerkes erst 1994 nach Fertigstellung des Wehres begonnen wird. Dies stellt die gesamte Kostenkalkulation des Konsortiums Siemens/Voith in Frage, die das Kraftwerk für 86
Millionen bauen wollen, und zwar sofort.
Bücken hält die Haltung Dirkens für verständlich, aber falsch. „Dirksen denkt, das bringt mir Ungemach, wenn neben einer Großbaustelle noch eine zweite eingerichtet wird.“ Man dürfe aber nicht einfach sagen, „das geht nicht“, sondern müsse sich zusammensetzen, um zu sehen, wie es geht. Der Neubau des Kraftwerkes selbst bedeute keine zusätzliche Hochwassergefahr, da das Gelände, auf dem es erstellt werden soll, außerhalb des Hochwasserabflusses liege. Allerdings sei durch den Neubau des Wehres der Abflußquerschnitt der Weser verringert, was für die Zeit des Baues ein größeres Hochwasserrisiko mit sich bringe. Bücken: „Ob das Kraftwerk gebaut wird oder nicht, es gibt durch
die Baustelle ein Hochwasser risko.“ Deshalb sei es richtig, die Bauzeit so kurz wie möglich zu halten. Dies sei bei vernünftiger Koordination allerdings auch beim zeitgleichen Bau des Kraftwerkes möglich.
Das Thema Weserkraftwerk spielte gestern auch am Rand der Bürgerschaftssitzung eine Rolle und sorgte für ein Novum in der Bremer Parlamentsgeschichte. Alle vier Fraktionen gaben gemeinsam eine Presseerklärung ab, in dem sie „mit Betroffenheit zur Kenntnis nehmen, daß die Wasser- und Schiffahrtsverwaltung den Bau des Weserkraftwerkes erst ab frühestens 1994 ermöglichen will.“ Die Fraktionen erwarten vom Senat, daß er sich unverzüglich mit dem Bundesverkehrsministerium in Verbindung setzt, um einen alsbaldigen
Bau zu ermöglichen. In der Sitzung der SPD-Fraktion sagte Bürgermeister Klaus Wedemeier zu, sich höchstpersönlich beim
Bundesverkehrsministerium in Bonn für den alsbaldigen Neubau einzusetzen.
hbk
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