Hitze: Atommeiler gedrosselt
Niedrige Pegel und hohe Temperaturen zwingen wieder die Reaktorbetreiber, ihre Anlagen zu drosseln. Versorger weichen auf Kohle aus
Deutsche Atomkraftwerke leiden erneut unter der Hitze und damit unter den Folgen des Klimawandels. Die Atommeiler Krümmel in Schleswig-Holstein und Unterweser in Niedersachsen mussten gedrosselt werden, damit Elbe und Weser durch das Kühlwasser der Reaktoren nicht unzulässig aufgeheizt werden. Nach Angaben des Krümmel-Betreibers Vattenfall hat das AKW an der Elbe bereits am vergangenen Samstag seine Leistung gesenkt, weil die Elbe zurzeit wenig und zudem gut 24 Grad warmes Wasser führt. Von den 1.400 Megawatt Leistung des Reaktors stünden derzeit knapp 300 Megawatt nicht zur Verfügung, sagte Vattenfall-Sprecher Ivo Banek. Das AKW liefere zurzeit nur 70 bis 90 Prozent seiner gewöhnlichen Leistung.
Nach Angaben des niedersächsischen Umweltministeriums kann auch das AKW Unterweser derzeit nicht durchgängig mit voller Kraft Strom erzeugen. Auf der Höhe des Reaktors hänge der Wasserstand der Weser bereits von Ebbe und Flut ab, sagte Ministeriumssprecherin Jutta Kremer-Heye. Wenn bei Ebbe der geringste Wasserstand erreicht werde, müsse die Unterweser derzeit leicht gedrosselt werden. Nach Angaben von Vattenfall musste das AKW Krümmel zuletzt im Sommer 2006 wegen der warmen und wenig Wasser führenden Elbe gedrosselt werden. Im Jahrhundertsommer des Jahres 2003 konnte ein Großteil der deutschen Atomreaktoren im Juli und August nur noch eingeschränkt Strom produzieren.
In diesen Jahr sind Elbe und Weser ungewöhnlich früh schon sehr warm. Vattenfall kann die geringere Stromerzeugung von Krümmel derzeit nach eigenen Angaben nur durch vermehrte Verfeuerung von Kohle vor allen in Kraftwerken in der Lausitz ausgleichen. Laut Sprecher Banek liefern bei hochsommerlichen Temperaturen auch die Windkraftanlagen regelmäßig wenig Strom.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!