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Historie mit Hysterie verwechselt

betr.: „Historisches Ereignis“, Interview mit Helmut Hölter (PDS), Vizeministerpräsident in Mecklenburg-Vorpommern, taz vom 15./16. 7. 00

Vor Freude über die Wahrnehmung seiner Person, Partei, Regierungsbeteiligung in Meck-Pomm strahlt Helmut Hölter, den Schröder in der vorletzten Woche mit dem Arsch nicht angeguckt hat, in die taz: „Für mich sind die Verhandlungen mit Schröder ein historisches Ereignis. Der Umgang mit der PDS hat sich weiter normalisiert.“

Da verwechselt einer Historie mit Hysterie und vergisst, dass es mit den Grünen ganz genauso angefangen hat: mit dem Drang, „ernst genommen“ zu werden, „normal“ zu werden – also genauso schrecklich wie die anderen. Opposition, die eigentlich, wie jedermann, der sich in der Demokratietheorie ein bisschen auskennt, weiß, das Ferment der Demokratie ist, hält nun auch Hölter für igittigitt.

Da wird es ja nicht mehr lange dauern, bis die Neue Mitte das Alte Ganze ist. Und die Opposition findet sich dort wieder, wo sie offensichtlich nicht ganz so gut zu bestechen ist: auf der Straße und damit außerhalb des Parlaments. Zumindest das haben uns die Grünen – nun im Verein mit der PDS – gelehrt.

RICHARD KELBER, Dortmund

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