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HintergrundKlinken putzen

■ Ende September läuft Ausbildungsfrist ab / 500 Jugendliche ohne Lehrstelle

Der Countdown läuft: Ende September wird das Bremer Arbeitsamt die Ausbildungsbilanz für dieses Jahr vorlegen. Rund 1.000 Jugendliche in Bremen stehen bisher 380 freien Lehrstellen gegenüber. Günter Stieneker, Abschnittsleiter der Berufsberatung, geht davon aus, daß in diesem Jahr etwa 500 Jugendliche auf der Strecke bleiben. Die restlichen 500 sollen in berufsvorbereitende Maßnahmen gesteckt werden oder in eine überbetriebliche Ausbildung gehen. Ausbildungsver-bünde zwischen kleineren Betrieben wurden im Vorfeld gefordert, gar 10.000 Mark für jede neue Lehrstelle angeboten, Job-Hotlines eingerichtet und eine Last-Minute-Börse organisiert: Die Aktivitäten scheinen ins Leere zu laufen. „Bremer Jugendliche zählen zu den Verlierern auf dem westdeutschen Ausbildungsmarkt“, stellt Hella Baumeister in einer Studie der Arbeiterkammer Bremen fest. Die Jugendarbeitslosigkeit der unter 20jährigen (14,2%) ist in Bremen stärker gestiegen als in Westdeutschland (8,8%).

Schuld an der Misere, so die Arbeiterkammer, sind 9 Prozent mehr Bewerber (6.451) im Vergleich zum Vorjahr (5.921) und 4,6 Prozent weniger Ausbildungsstellen (5.979) als vor einem Jahr (6.269). Der Kampf um einen Ausbildungsplatz sei härter geworden, stellen Arbeitsamt und Arbeiterkammer unisono fest. „Vor allem Hauptschüler stehen am schlimmsten da“, weiß Günter Stieneker vom Bremer Arbeitsamt. Während Lehrstellen im Bürobereich schon längst vergeben sind, wird das Arbeitsamt im Einzelhandel und der Gastrobranche wenige Stellen los. „Wir können die Jugendlichen aber nicht zur Verkäuferin umberaten“, wehrt Stieneker ab.

Daß die führenden deutschen Konzerne bundesweit Lehrstellen abbauen, „trifft auch auf Bremen zu“. Großunternehmen wie Mercedes-Benz, Thyssen oder die ehemaligen Staatsbetriebe wie Deutsche Post und Telekom haben die Zahl der neu eingestellten Lehrlinge in den letzten fünf Jahren um mehr als ein Drittel reduziert. „Das ist bekannt“, sagt Stieneker, „aber nicht nur sie sind Schuld am Lehrstellenmangel.“ Schließlich habe das Arbeitsamt auch Gewerkschaften oder Spitzenverbände aufgefordert, Ausbildungsplätze anzubieten. Doch nur der Unternehmerverband sagte zu. “Die anderen aber schreien am meisten und tun nichts“, sagt der Abschnittsleiter verärgert.

Weil sich das Bremer Arbeitsamt nicht mehr zu helfen weiß, ist jetzt der 18. September zum „Tag der Ausbildung“ erklärt worden – als letzter Appell an Bremer Betriebe. An diesem Tag müssen die Berufsberater wieder zu ihrem altbewährten Mittel greifen, in die Unternehmen ausschwärmen und Klinken putzen. Doch bisher hat bei der Jobhotline im Arbeitsamt nur ein einziger Betrieb angerufen.

kat

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