: Hilfe für Drogenabhänge
■ Ja, aber bitte nicht vor der eigenen Haustür den Menschen sehen!
Warum erschreckt, beunruhigt es so sehr, wenn diese Hilfe plötzlich in der Nachbarschaft stattfindet?
Warum besteht diese Berührungsangst? Was macht es für einen Unterschied, welcher Sucht man/frau hinterherrennt? Oder ist es keine Sucht, seine Karriere bis zum Herzinfakt zu verfolgen, seinen Konsumwünschen bis zur Verschuldung hinterherzurennen, ganz abgesehen von Alkohol- und Tablettenkonsum.
Dienen diese Erscheinungen (und zumindest ansatzweise kennen sie wohl die meisten von uns) nicht genau so dazu, ein inneres Loch zu füllen, eine Leere auszugleichen, glücklich zu sein , bzw. zu werden? Wonach erklärt sich der „alternative“ Therapieboom? Und bei Heroin ist plötzlich Schluß, denn das ist illegal und die Benutzer damit kriminell. Unter anderen Bedingungen (Legalisierung, erweiterte Methadonvergabe) würden sicherlich die jetzt zur Beschaffung (Heroin ist teuer, auch wegen seiner Illegalität) evtl. notwendigen kriminellen Handlungen ausbleiben. Aber da Gesetzesänderungen langwierig und vielleicht noch nicht einmal allgemein erwünscht sind (ein Potential an „Gescheiterten“ dient der Abschreckung und sichert das Funktionieren der Bürger), ist es vielleicht voher schon möglich, auch Heroinabhängige in erster Linie als Menschen zu sehen. Ihre Bedürfnisse unterscheiden sich teilweise gar nicht so sehr von denen der Nachbarschaft.
Oder ist jemand heutzutage schon gefährlich nur, weil er einen anderen Weg geht, wobei er/sie sicherlich nicht die große Auswahl hatte/hat.
Cornelia Barth
U-Satz:!!!!
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