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Archiv-Artikel

Hildegard Wolff, Oberstaatsanwältin Anklägerin gegen Hartz

Von ksc

„Oft sind es die besten, einsatzfreudigsten Kollegen oder gar die Vorgesetzten“, sagte Hildegard Wolff im November auf einer Tagung über Korruption. Die 42-jährige Braunschweiger Oberstaatsanwältin kennt sich aus mit dem Handaufhalten in der Wirtschaft: Sie ermittelte bereits von 1997 bis 2000 in einer Schmiergeldaffäre gegen Mitarbeiter von ABB und VW, aber ergebnislos.

Im Sommer 2005 hat Wolff den bislang dicksten Brocken ihrer Karriere übernommen: Die Aufarbeitung der VW-Affäre. Heute um 10 Uhr darf sie im Saal 141 des Braunschweiger Landgerichts die erste Anklage in der Causa Volkswagen verlesen. Es geht um Untreue in 44 Fällen, ihr gegenüber werden Peter Hartz und sein Verteidiger Egon Müller sitzen, der auch schon Otto Graf Lambsdorff vertrat.

Bei der Vernehmung im Oktober sei ihr der einstige VW-Arbeitsdirektor „hilflos“ erschienen, vor allem wenn es um die Huren ging, die Hartz den lieben Kollegen und auch sich selbst „zuführen“ ließ, sagt Wolff zur Zeit. Eine Aussage in diesem Interview hat der bei Aachen geborenen Juristin nicht wenig Kritik eingebracht. Dass in der 63-seitigen Anklageschrift kein Wort über die Liebesdienste steht, keine Huren als Zeugen geladen sind, hatte Wolff mit einem juristischen Deal begründet: Da Hartz gestanden habe, dass unter seiner Fuchtel an den ehemaligen VW-Betriebsratschef Klaus Volkert zwei Millionen Euro „Sonderboni“ ohne Gegenleistung geflossen seien, werde er nicht wegen der Rotlichtgeschichten verfolgt, die VW einen Schaden in viel geringerer Höhe zugefügt hätten. „Ein paar Tausend Euro tausche ich gegen zwei Millionen“, sagte die Staatsanwältin. Das sei doch das wirklich “stinkende Geld“.

Umgehend griff Volkers Verteidiger Johann Schwenn den „Kuhhandel“ an. Die Staatsanwaltin habe Hartz „mit dem Pranger“ gedroht, wenn er Volkert nicht belaste. Wolff wird sich davon nicht beirren lassen. Das Hartz-Verfahren soll bereits am zweiten Prozesstag, dem 25. Januar, abgeschlossen sein, noch im April könnte das Verfahren gegen den SPD-Bundestagsabgeordneten Hans-Jürgen Uhl eröffnet werden. ksc