Hier sind Helden: taz Panter Preis verliehen
Jahr für Jahr zieht die Verleihung des taz Panter Preises ein größeres Publikum an. Die Jury ehrte gleich zwei "Helden des Alltags". Leserfavorit wurde Anti-Gentech-Aktivist Michael Grolm
BERLIN taz "Gewonnen hat …" - bei diesen Worten hätte nur ein Trommelwirbel die Spannung noch steigern können. Sieben "Helden des Alltags" waren am Samstag ins Haus der Kulturen der Welt (HKW) gekommen. Sie alle engagieren sich auf besondere Weise sozial oder politisch, "einfallsreich, mutig und widerborstig", wie taz-Chefredakteurin Bascha Mika sagte. Und alle hofften, den taz Panter Preis zu gewinnen, der im Rahmen einer großen Gala zum vierten Mal verliehen wurde. Die Veranstaltung war mit 1.200 Gästen ausverkauft, darunter viele Genossen der taz, die vorher ihre Jahresversammlung im Ver.di-Haus abhielten. Die Moderation übernahm Jörg Thadeusz, die Band Wir sind Helden spielte unplugged.
Grund zum Feiern gab es für die taz allemal: Der Tag der Gala war zugleich der erste Stichtag für die taz Panter Stiftung. Mit 680.000 Euro sei genügend Gründungskapital zusammengekommen, so Kuratorin Elke Schmitter. Noch bis Ende des Monats könne man dazu beitragen, die Stiftung auf den Weg zu bringen. In Zukunft sollen durch die Stiftung die Ausbildung junger JournalistInnen und der taz Panter Preis gefördert werden.
Anke Domscheit verkündete die Gewinnerin: "Herzlichen Glückwunsch, Mariam Notten." Die 61-jährige Afghanin baut Schulen in ihrer Heimat und unterstützt demokratisch gesinnte Menschen, die vor Kriegsverbrechern fliehen müssen. Ihr Engagement überzeugte die Jury, die neben Mika und Domscheit aus Klaus Bednarz, Dieter Moor und Georg Schramm bestand.
Doch gleichermaßen überzeugte das Engagement von Julius Deutsch. Der 62-Jährige entwickelt ehrenamtlich technische Computerlösungen für Schwerstbehinderte und hilft ihnen damit, sich der Außenwelt mitzuteilen. Die Überraschung des Abends: Die Jury hatte sich nach nächtelanger Qual der Wahl dazu entschlossen, selber heldenhaft zu handeln und an Deutsch einen zusätzlichen Preise zu verleihen. Die Entscheidung für diesen Schritt fiel so kurzfristig, dass für ihn keine Preisskulptur mehr gefertigt werden konnte. Eine schöne Wiederholung des Doppelbeschlusses vom letzten Jahr.
Die Preise sind mit jeweils 5.000 Euro dotiert, den Preis für Deutsch hatten die Juroren zur Hälfte aus der eigenen Tasche gesponsert. Ohne finanzielle Unterstützung mussten aber auch die restlichen Nominierten nicht nach Hause gehen: Die Eintrittsgelder für die Gala wurden unter ihren Projekten aufgeteilt, zudem Spendendosen aufgestellt. "Und Gewinner sind sie alle, sie alle haben unseren Respekt verdient", so Domscheit.
Einen Panter darf auch Umweltschützer Michael Grolm mit nach Hause nehmen. Er gewann den Leserpreis. Jury-Mitglied Georg Schramm war für die Laudatio noch einmal auf die Bühne zurückgekehrt, das heißt genau genommen sein Alter Ego "Lothar Dombrowski".
"Ich habe auch für Sie gestimmt", bekannte Dombrowski, "Sie trauen sich etwas, das ich mich gerne trauen würde: einen Rechtsbruch." Lothar Dombrowski traute sich dann aber doch schnell noch etwas und forderte, dass es in Zukunft auch bei den Blumenmädchen Geschlechtergleicheit geben sollte. "Der taz-Blumenjunge soll kommen!"
Grolm organisiert "Feldbefreiungen" gegen gentechnisch veränderten Mais und kämpft damit gegen die Verdrängung traditioneller Pflanzenarten. Deswegen wurde der Agraringenieur nun zu zwei Tagen Haft verurteilt - die er allerdings medienwirksam inszenieren will. In großen Auftritten kennt Grolm sich aus: Zur Preisverleihung trug er einen riesigen Hut, der allein schon eine Auszeichnung verdient hätte.
Denn das bedeutet der Panter Preis auch: Es gibt nicht nur Geld, sondern auch gesellschaftliche Aufmerksamkeit. Julius Deutsch beispielsweise hat allein durch den Artikel in der taz schon viel neue Unterstützung für sein Projekt gefunden. Nachdem die musikalischen Helden noch das Publikum ein bisschen tanzen ließen, feierten alle bis spät in der Nacht gut beschallt von DJ Robert Lippok.
Erleichtert zeigten sich unterdessen die OrganisatorInnen der Pantergala, die MitarbeiterInnen der taz-Werbeabteilung. Die Vorbereitungen für den Abend dauerten insgesamt ein dreiviertel Jahr. Bei der Unterbringung griffen die OrganisatorInnen zu einer ungewöhnlichen Methode. Sie verschickten an Hotels Türanhänger, die statt wie üblich mit dem Spruch "Bitte nicht stören" den Aufdruck "Entschuldigen Sie bitte die Störung - hier schläft ein Held" trugen. Mit Erfolg - einige Häuser sponserten Zimmer.
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