piwik no script img

Heute neue Runde zum Erhalt von Rheinhausen

■ Vorstand und Betriebsrat tagen über neue Modelle / SPD fordert mehr Staat

Duisburg/Bonn (ap/taz) - Eine Rettung für das Krupp–Stahlwerk in Duisburg–Rheinhausen scheint doch noch möglich. Am Mittwoch werden Unternehmensleitung und Betriebsrat von Krupp in Rheinhausen ihre Verhandlungen über einen Erhalt des Werkes mit 5.300 Arbeitsplätzen wiederaufnehmen, nachdem die Belegschaft am Montag bei einer ganztägigen Betriebsversammlung nach Angaben des Betriebsrates den Ergebnissen der Verhandlungen vom Wochenende weitgehend zugestimmt hat. Danach soll das im September vereinbarte „Optimierungskonzept“ für Krupp–Stahl weitergeführt werden. Angesichts der Verluste im Profilstahlbereich seien weitere Überlegungen über Anpassungsmaßnahmen erforderlich, hatten Betriebsrat und Unternehmensleitung vereinbart. Dazu hatte der Vorstand elf verschiedene Modelle vorgelegt, nach denen das Werk Rheinhausen erhalten werden könne. Über die Modelle solle in den nächsten Tagen und Wochen mit dem Betriebsrat beraten werden, erklärte ein Sprecher. Rheinhausen zu erhalten, stehe im Vordergrund der Verhandlungen. Durch die Pläne zur Zusammenlegung von Fertigungskapazitäten der Konzerne Thyssen, Mannesmann und Krupp ist der Standort Rheinhausen in Gefahr geraten. Der Vorstand müsse spätestens bis zum Jahresende auch deutlich machen, daß er zur Standortsicherung beitragen wolle, sagte der Betriebsratssprecher. „Wir können die ganze Sache nicht auf die lange Bank schieben“, begründete er die Fristsetzung. Verstreiche der Termin ohne Ergebnis, werde die Belegschaft zu neuen Aktionen schreiten. Der SPD–Bundesvorstand fordert einen „nationalen Stahlausschuß“, wie auch eine Erhöhung der Beihilfen nach dem Montanunionsvertrag sowie ergänzende Mittel der Bundesanstalt für Arbeit. Die Gelder sollten verwendet werden, um Qualifizierungsmaßnahmen umfassend zu erweitern,Beschäftigungsgesellschaften für betroffene Arbeitnehmer zu finanzieren, Übergangshilfen bereits nach Vollendung des 50. Lebensjahres zu zahlen und Abfindungsbeihilfen schon für die 40– bis 50jährigen bereitzustellen, um mögliche Entlassungen sozialverträglich zu gestalten. Bonn soll nach dem Vorstandsbeschluß ferner das von der SPD– Fraktion erarbeitete Konzept „Zukunftsinitiative Montanregion - Zukunftsprogramm Küste“ mit Sonderzuweisungen an die betroffenen Länder in Höhe von mehr als zwei Milliarden Mark zur Grundlage eines umfassenden Erneuerungsprogramms für die Standorte machen. Die Finanz– und damit Investitionskraft der Kommunen in Stahlstandorten soll dadurch gestärkt werden, daß der Bund die durch Arbeitslosigkeit entstandenen Sozialhilfekosten übernimmt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen