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„Herzliche Grüße an Kanzler Kohl“

■ Mageres Ergebnis der Unterredung zwischen Gorbatschow und von Weizsäcker in Moskau

Moskau (dpa/taz) - Mit der Vereinbarung des seit längerer Zeit erwarteten Besuchs des sowjetischen Außenministers in Bonn ist am Dienstag eine zweieinhalbstündige Unterredung zwischen Gorbatschow und seinem Staatsgast von Weizsäcker zu Ende gegangen. Im Anschluß meinte der Bundespräsident, Gorbatschow habe „herzliche Grüße“ an Kohl ausrichten lassen. Ein Treffen mit dem Kanzler sei allerdings nicht in Sicht. Die Außenminister Schewardnadse und Genscher hatten am Vormittag während eines dreistündigen Gesprächs betont, daß in der Beziehung beider Länder ein „neues Blatt“ aufgeschlagen werden müßte. Bislang deutet allerdings nichts daraufhin, daß der Besuch des Bundespräsidenten schon das neue Blatt sei. Genscher intervenierte diplomatisch und bekundete gegenüber Schewardnadse „Erstaunen“, daß die Prawda entgegen ihren Gepflogenheiten Passagen aus der Rede von Weizsäckers gestrichen habe. Die Prawda hatte nicht nur die Zitate von Kant und Marx, sondern auch die Abschnitte über die Ausreise deutschstämmiger Sowjetbürger und den deutschen Einheitswillen weggelassen. Kohls Kanzlerberater Teltschik doppelte da nach und nannte dies in Bonn ein Beispiel „immer noch vorhandener Verkrampfungen“ in der Sowjetunion. Gerade für diese Passagen dankte der CDU/ CSU–Fraktionschef Dregger und meinte, in ihnen liege die künftige Thematik deutsch–sowjetischer Gespräche. Als Höhepunkt des sechstägigen Staatsbesuches wurde die Begegnung zwischen Weizsäcker und Gorbatschow gewertet. Von Weizsäcker zufolge war das Gespräch „intensiv, ernst, offen und vertrauensvoll“, während alle anderen Gespräche als „gut und konstruktiv“ gewertet wurden. Fortsetzung auf Seite 2

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