: Herrschendes Schönheitsideal
betr.: „Die Stunde der Miss Cloaca“, taz vom 24. / 25. 6. 00
Den Hinweis auf einen kritischen Vortrag von Waltraud Posch zur gesellschaftlichen Produktion des derzeitigen Schönheitsideals am 22. 6. entnahm ich der taz. In der Diskussion wurde gemeinsam nach Ursachen und Verursachern gesucht. Jemand stellte provozierend eine Verbindung zwischen dem herrschenden Schönheitsideal und im „Schönheitsmarkt“ tätigen schwulen Männern her.
Was mir hier noch als Witz erschien – obwohl ich weiß, dass sich schwule Männer auch als Trendsetter sehen –, bekam in der heutigen Ausgabe eine unerwartete Bestätigung: Im Beitrag von Ulf Erdmann Ziegler heißt es, „dass das Miss-Venezuela-Team ausschließlich aus homosexuellen Männern besteht, die sich die Frauen genauso herrichten, wie sie sie gerne hätten.“
[...] Das Erstarken und Öffentlich-Werden homosexueller Interessen bedeutet für mich endlich ein Zulassen menschlicher Vielfalt. Dass jedoch Teilgruppen der zu lange Diskriminierten – kaum dass sie Gleichberechtigung zu erlangen beginnen – aus ihr schon wieder Herrschaft ableiten und mit ihr zur Gleichschaltung und zur Vergewaltigung der Körper beitragen – das schmerzt! Ob sexuelle Orientierung, ob Körperformen – ein Zulassen der vorhandenen Vielfalt erscheint mir dringend notwendig.
HEIDE ROATEN , Bremen
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