… die Fernsehturmkugel? : Herrlich glänzen
Wer dieser Tage durch Mitte schlendert, dem kann es passieren, dass sich ihm ein leuchtendes Objekt von oben ins Gesichtsfeld schiebt. Der verunsicherte Blick in die Höhe gibt Anlass zur Beruhigung – und zur Freude: Es ist die Kugel des Fernsehturms, auf deren Haut die Sonne gleißt. So hübsch war Berlins Topwahrzeichen schon lange nicht mehr.
Seit April wird der noppige Silberball hoch überm Alexanderplatz von Industriekletterern geschrubbt – mit zweijähriger Verspätung, denn der Putztermin im Jahr 2005 musste im Hinblick auf die Fußball-WM und die Verwandlung der Kugel in ein magentafarbenes Spielgerät ausfallen. Wie sehr die porentiefe Reinigung vonnöten war, zeigen letzte schwarze Stellen an der Unterseite, die sich deutlich vom alt-neuen Glanz abheben. Derart geliftet, fällt es dem Fernsehturm leicht, die Ehre der Ostberliner Moderne zu verteidigen. Und rundherum steht ja auch kaum noch etwas von den einstigen Vorzeigebauten. Der Republikpalast ist von weitem ein Häuflein rostiger Stäbe. Aber die gigantische Discokugel da oben hält sich hartnäckig, und das ist gar nicht mal schlecht so.
Richtige Fernsehturmfans dürfen schon mal den 24. August im Kalender einkreisen: Dann sprudeln auch die im Jahr 1971 eingeweihten Kaskaden am Fuß des Bauwerks wieder. Bei Dunkelheit werden sie sogar angestrahlt. Wer will, betrachtet’s mit Wohlwollen, schließt dann die Augen und stellt sich vor, die DDR sei ein moderner Staat gewesen. CLP FOTO: ARCHIV