Herausgeber-Streit bei der "Süddeutschen": Verlagerung in neue Arena
Im Streit um die "Süddeutsche Zeitung" soll nun ein Gesellschafter aus dem Herausgeberrat gewählt werden. Der Ausgang der Verkaufsverhandlungen ist weiter offen.
Ende des Monats werden die Herausgeber der Süddeutschen Zeitung zu einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung zusammenkommen - und es ist wahrscheinlich, dass Johannes Friedmann dann als Vorsitzender des dreiköpfigen Herausgeberrats abgewählt wird. Ein Akt, der wohl vor allem symbolisch zu verstehen ist. Doch er zeigt, wie verhärtet die Fronten sind: zwischen den verkaufswilligen Altgesellschafterfamilien Dürrmeier, Goldschagg, von Seidlein und Schwingenstein, die gemeinsam 62,5 Prozent am Süddeutschen Verlag (SV) halten, und den nicht verkaufswilligen Gesellschaftern, dem Medienkonzern SWMH und der Altgesellschafterfamilie Friedmann.
"Der Ärger über Friedmann ist groß", zitiert die Frankfurter Allgemeine Zeitung einen Insider. Hintergrund des jüngsten Konflikts im "Herausgeberkrieg" (FAZ) ist eine Personalie: Arno Makowsky, der die Panorama-Redaktion der Süddeutschen Zeitung leitet, wird 2008 Chefredakteur der Münchner Abendzeitung, die ebenfalls von Friedmann herausgegeben wird.
Friedmanns Gegner in der Gesellschafterversammlung des SV kritisieren laut FAZ, die Personalie sei weder mit ihnen noch mit der Geschäftsführung abgesprochen worden. Friedmann dürfte also vor allem dafür kritisiert werden, dass er das Wissen, dass er als Vorsitzender des Herausgeberrats hatte, nutzte, um Makowsky für seine andere Zeitung abzuwerben. Die Auswirkungen des Konflikts auf den Verkauf der Süddeutschen Zeitung, über den die Gesellschafter seit Monaten streiten, dürften zu vernachlässigen sein - der Herausgeberrat übernimmt zwar die operative Herausgeberrolle, Friedmann bliebe aber auch, wenn er aus dem Rat gewählt würde, natürlich Gesellschafter. Die Erkenntnis aus dem neuesten Konflikt ist, dass die Herausgeber im Streit um den Verlag nun eine neue Arena eröffnet haben: Trafen sie sich bisher im Gerichtssaal, tragen sie ihren Machtkampf nun auch auf dem Rücken einzelner Redakteure aus.
Der Ausgang der Verkaufsverhandlungen ist indes weiter offen: In diesen Tagen treffen sich die potenziellen Käufer der zum Verkauf stehenden Anteile in einem Münchner Hotel, um über Preise und Strategien zu beraten. Darunter sind neben den Verlagen DuMont Schauberg, der WAZ-Gruppe und Holtzbrinck wohl auch die Finanzinvestoren Goldman Sachs, Apax und Veronis Suhler Stevenson. Derzeit gilt Holtzbrinck als Favorit; Max Hohenberg, Sprecher der verkaufswilligen Altgesellschafter, sagte der taz jedoch, es sei "zu diesem Zeitpunkt müßig, zu spekulieren". Johannes Friedmann hat jedenfalls angekündigt, den Verkauf an Finanzinvestoren blockieren zu wollen. Eine offene Frage im Streit ist, ob er das auch kann.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!