Heinz-Günter Waltje, Bürgermeister : Der Kameramann
„Um die Welt in einem Sandkorn zu sehen“, empfahl William Blake, „halte die Unendlichkeit auf deiner flachen Hand und die Stunde rückt in die Ewigkeit.“ Weiß Gott, was das mit der Unendlichkeit und Ewigkeit auf sich hat. Viel eher liegt es doch auf der Hand, regelmäßig die Zeitung, das Medium der Enge und Flüchtigkeit aufzuschlagen, um im Kleinen das Große zu sehen. Da konnte man zum Beispiel gerade lesen, dass Bienenbüttel, ein 3.500-Seelen-Dorf im Kreis Uelzen, eine flächendeckende Videoüberwachung installieren will, wie sie es sonst bislang nur in London gibt. Das heißt, der seit zwei Jahren amtierende Bürgermeister Heinz-Günter Waltje von der CDU denkt darüber nach, vor der Schule, dem Jugendzentrum, der Stadthalle, dem Rathaus und dem Bootsanleger Kameras zu platzieren.
„Jetzt reden alle empört vom überwachten Dorf“, sagt der gebürtige Bienenbütteler Waltje, der 25 Jahre lang die heimische Geschäftsstelle der Sparkasse Uelzen geleitet hat. „Dabei habe ich nur überlegt, wie man Kosten sparen kann.“ Zwei kürzlich aufgestellte Ortspläne seien zerdeppert worden; die Glasscheiben hätten 650 Euro gekostet, erklärt Waltje – aber zum Glück habe man den Täter gefasst: „Wir haben hier zwei rührige Polizisten. Und so saß der Schuldige, ein Jugendlicher, schon bald vor meinen Schreibtisch.“
Unaufgeklärt sei dagegen der Mülleimervandalismus: „Die Behälter sind aus massiven Edelstahl – und jetzt zerbeult. Das geht nur mit dem Baseballschläger“, meint Waltje, der lieber Tennis spielt und 2001 zum Schützenkönig gekürt wurde.
Seinen größten Treffer landete er aber jetzt in der Politik: 20.000 Euro hat er in Enwicklungspläne für einen verkehrsberuhigten Ortskern gesteckt – und 1,2 Millionen Euro für die Umsetzung von der EU bewilligt bekommen. Die Kamerageschichte sei dagegen ein absolutes Nebenthema, sagt Waltje. Und wenn es in der Stadt dagegen Bedenken gebe, dann lasse er sich überzeugen und die Idee wieder fallen. Verlorene Spiele verloren geben – das hat Waltje vielleicht schon gelernt, als er als junger Mann in der Amateurliga Fußball spielte. MAXIMILIAN PROBST
Fotohinweis:Bürgermeister HEINZ-GÜNTER WALTJE, 60, hat gelernt verlorene Spiele verloren zu geben. FOTO: PRIVAT