: Heinrich Vogeler unterwegs
■ Album mit Reiseskizzen Heinrich Vogelers wieder aufgefunden
Ein von Heinrich Vogeler, dem nach dem Ersten Weltkrieg zum Kommunismus konvertierten Meister des Jugendstils und Erfinder des sozialistisch-realistischen Komplexbildes, stammendes Reiseskizzenalbum aus der Sowjetunion mit 36 Aquarellen und Ölkreidestudien, das jahrzehntelang als verschollen galt, ist jetzt von dem Worpsweder Kunstsammler Wolfgang Kaufmann entdeckt und erworben worden. Wie Kaufmann am Freitag mitteilte, werden die noch nie zuvor öffentlich zur Schau gestellten Blätter vom Frühjahr 1991 an im „Kunsthaus Stade“ zu sehen sein.
Vogeler hatte in diesem Album auf seinen Reisen 1926 durch Zentralasien, 1933 im Kaukasus, 1933 bis 1935 in Karelien und 1939 in Aserbaidschan Land und Leute sowie persönliche Erlebnisse festgehalten.
Unter anderem malte er sich selbst beim Kauf eines Packesels, in der Wüste oder beim Abschied von seiner Frau Sonja auf dem Bahnhof von Samarkand. Da Vogeler die meisten seiner Blätter selbst beschriftet hat, fällt die Zuordnung leicht.
Die spontan entstandenen 36 Farbstudien, die dem Künstler zum Teil als Vorlage für später im Atelier angefertigte Gemälde dienten und deren Motive sich in zahlreichen Ausschnitten seiner Komplexbilder wiederfinden, sind nach Darstellung Kaufmanns neben ihrem hohen ästhetischen Reiz wichtige Belege für die von der gängigen Vogeler-Geschichtsschreibung gern vernachlässigte spätere Arbeitsphase, in der er, von sozialistischen Gedanken angetrieben malte und erschließen im künftigen Domizil in Stade eine neue Dimension der Vogeler-Forschung. 16 Gemälde aus der Worpsweder Zeit Vogelers sind dort bereits zu sehen. dpa
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