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Archiv-Artikel

Heiliges Konto im Plus

Der Vatikanstaat macht 2004 segensreiche Geschäfte – dank Aktienhandel und dem Verkauf von Immobilien

ROM taz ■ Am Urlaub muss Benedikt XVI. dieses Jahr nicht sparen. Sorgenfrei konnte der Papst sich gestern ins Aosta-Tal aufmachen, denn zeitgleich gab Vatikan-Finanzchef Kardinal Sergio Sebastiani eine rundum positive Jahresbilanz für 2004 bekannt. Nach drei Jahren, so Sebastiani gleich zu Beginn der Präsentation vor der Presse, gebe es die „gute Nachricht“: nicht mehr rot sind die Konten, „das Jahr 2004 schließt schwarz!“

Statt mit einem Minus von knapp 10 Millionen Euro (2003) schließen diesmal Heiliger Stuhl und Vatikanstaat mit einem Plus von 3,1 Millionen. Wie jedes Jahr habe die Weltkirche dabei mit ihren „institutionellen Aktivitäten“, sprich mit den diversen Abteilungen der Kurie, ein sattes Minus erwirtschaftet, das sich auf 23 Millionen Euro belief.

Leicht gestiegen sei dieses Minus auch, weil im Jahr 2004 die Gehälter im Vatikan um satte neun Prozent gestiegen seien. In diesem Kapitel der Bilanz gebe es zudem keine den Ausgaben gegenüberstehenden Einnahmen – außer den „freiwilligen Zuwendungen“ der Bistümer in der ganzen Welt. Und die hätten 2004 bei 73,3 Millionen Euro verharrt (nach 73,4 Millionen im Vorjahr). Wie viel davon aus welcher Ecke der Weltkirche kam – was also etwa die deutsche Katholische Kirche mit knapp vier Milliarden Euro Kirchensteuereinnahmen beisteuerte – behielt Sabatini für sich. Auch die „Medienaktivitäten“ des Vatikans, die Zeitung Osservatore Romano, Radio Vatikan und das TV-Zentrum, sahen ein steigendes Minus: Der Verlust vervierfachte sich auf über vier Millionen.

Wesentlich positiver fiel dagegen der Bilanzposten der „Finanzaktivitäten“ aus. Dort sei eine Ergebnisverbesserung von 17 Millionen Euro und damit ein Plus von 6 Millionen erreicht worden, vor allem dank einer Verbesserung bei den Anlagegeschäften in Wertpapieren, während gleichzeitig die Verluste aus Wechselkursgeschäften deutlich zurückgingen. Einen satten Gewinn gab es auch bei den Immobilien: Nicht zuletzt dank Veräußerungen konnten hier knapp 25 Millionen Euro Überschuss eingefahren werden.

Wo der Vatikan sein Geld investiert, blieb aber weiterhin ein Geheimnis: Die Bilanz enthält nur die laufenden Einnahmen und Ausgaben der katholischen Weltzentrale, nicht etwa das Anlagevermögen: Welche Beteiligungen und Wertpapierdepots der Vatikan hält, welche Summen die Vatikanbank IOR für ihn verwaltet, wie hoch der Immobilienbesitz zu bewerten ist – all dies behielt der Finanzverwalter des Papstes auch diesmal für sich. MICHAEL BRAUN