: Heiliger Ort des „Bula“ bleibt unberührt
■ Nachdem Australiens Premierminister Hawke den Abbau von Bodenschätzen auf dem Land der Jawoyn-Aborigines verboten hat, flammt die Diskussion um Landrechte der Ureinwohner wieder auf
Sydney (ips) — Die Entscheidung des australischen Premierministers Bob Hawke Ende letzten Monats, den Bergbau in der Umgebung eines heiligen Ortes der Ureinwohner des Landes zu verbieten, hat eine alte Kontroverse wiederbelebt. Die Frage der Landrechte für die Aborigines ist erneut heißes Thema in der australischen Politik.
Ende Juni war es einer Allianz von Aborigines-Vertretern und Umweltschützern gelungen, den Premierminister für ihre Sache zu gewinnen. Hawke entschied gegen eine Mehrheit seines Kabinetts, jegliche Bergbautätigkeit im Gebiet des „Coronation Hill“ im Kakadu Nationalpark zu verbieten.
Der Park beherbergt einen bekannten heiligen Ort der Jawoyn Aborigines. Sie betrachten ihn als Aufenthaltsort des Geistes „Bula“. Werde dieser gestört, so bringe er Unheil und Tod über die Eingeborenen und die weißen Bewohner Australiens. „Der Bula ist ein integraler Bestandteil der lebenden Kultur der Jawoyn Aborigines“, sagte John Ah Kit, führendes Mitglied der „Jawoyn Association“, einer Vereinigung der Ureinwohner.
Als 1950 mit der Bergbautätigkeit in dem Gebiet begonnen wurde, habe eine Keuchhustenepidemie viele Tote unter den Aborigines und auch unter den Minenarbeitern selbst gefordert, so Ah Kit. Seit 1984 in dem Gebiet von Coronation Hill Gold-, Platin- und Palladiumvorkommen entdeckt wurden, ist der Kampf um oder gegen die Ausbeutung der Bodenschätze zur ständigen Streitfrage geworden.
Die seit 1986 andauernde Krise der australischen Wirtschaft verschärft den Konflikt. Unternehmer hatten die Entscheidung in der Coronation-Hill-Frage zu einem Test der Investitionsfreundlichkeit der Regierung Hawke hochstilisiert.
Ein spezielle von Hawke ernannte Kommission arbeitete sieben Optionen aus und faßte dabei auch die Möglichkeit ins Auge, die Bergbautätigkeit in Coronation Hill und an anderen Orten uneingeschränkt zu genehmigen. In ihrer im Mai abgegebenen Empfehlung sprach sie sich jedoch unmißverständlich für ein Abbauverbot am Coronation Hill aus.
Die Minenindustrie verurteilte die Entscheidung Hawkes sofort. Es schade der „Reputation Australiens gegenüber ausländischen Investoren, wenn ein solches Projekt aufgrund des Glaubens von Ureinwohnern blockiert wird“. Zusätzlich beschuldigte man den Premier, er habe durch die Hintertür die Landrechte für die Aborigines eingeführt.
Hawkes Minister für die Angelegenheiten der Aborigines, Robert Tickner, kritisierte die Bergbaulobby scharf. Mit ihrer Position zeige sie einen „verabscheuungswürdigen Mangel an Respekt, der auf Prinzipien rassischer Überlegenheit aufbaut“.
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