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Heike Makatsch singt KinderliederWenn ein Lied noch wachsen kann

Bruder Jakob steigert sich: Erst die schüchterne Stimme von Heike Makatsch, dann ein Pfeifen, schließlich übernimmt laut und schief ein Kinderchor. Neuinterpretation klassischer Volkslieder.

Heike Makatsch und ihr Freund Max Martin Schröder. Bild: promo

Das große Liederbuch aus dem Diogenes Verlag feiert seinen 35. Geburtstag. Als Sammlung klassischer Volkskinderlieder wie "Hänschen klein" oder "Der Kuckuck und der Esel" und illustriert von Tomi Ungerer ist es bis heute eine der erfolgreichsten Veröffentlichungen der Verlagsgeschichte. Zum Jubiläum hat die Schauspielerin Heike Makatsch zusammen mit ihrem Freund Max Martin Schröder zwölf der Kinderlieder neu aufgenommen.

"Es ist eigentlich Max Platte", sagt Heike Makatsch und lacht. Schröder nennt sich "derhundmarie" und begleitet in dieser Funktion auch den Hamburger Singer-Songwriter Olli Schulz. Im Sommer 2006 erschien Schröders Debütsoloalbum "Hooligans & Tiny Hands". Es zeigte, wie facettenreich und kreativ derhundmarie Gefühle in Musik transformieren kann - in seiner zerbrechlichen Schönheit wurde das Album unterschätzt.

Für "Die schönsten Kinderlieder" setzte derhundmarie seine damals begonnene Arbeitsweise fort. Während sich Makatsch strikt an die Gesangsmelodien der Klassiker hielt, spielte derhundmarie allein in seinem Zimmer mit dem traditionsreichen Songmaterial herum. Zwischen Akustikgitarre, Klavier, Bass und Schlagzeug tauchen immer wieder Mundharmonika, Triangel oder ein Glockenspiel auf. Ab und zu dengelt ein Banjo und in "Der Kuckuck und der Esel" muht sogar eine Kuh. So werden aus den alten Liedern heutige Stücke, die beides zugleich sind, Popsong und Kinderlied, weder erwachsen noch kindisch.

Hie und da hat derhundmarie in die Arrangements der Lieder eingegriffen. Bei "Grün, grün, grün sind alle meine Kleider" änderte er die Akkordfolge. Heike Makatsch singt mädchenhaft-verliebt, sodass der alte Gassenhauer in einem verträumten Gewand daherkommt. "Hejo, spann den Wagen an" stützt sich auf eine im Offbeat angeschlagene Akustikgitarre, die stetig Spannung schürt. Vor dem inneren Auge baut sich ein goldenes Feld auf, der Himmel dunkelblau, und der Regen tropft schwer herab.

Auch "Bruder Jakob" steigert sich: Am Anfang singt Makatsch schüchtern allein zum Schlagzeug, dann plötzlich, schon lauter, mit sich selbst im Kanon; irgendwer pfeift eine Melodie, die die Originalversion nicht hat, ein Kinderchor übernimmt und singt das Lied schief und laut zu Ende - großartig.

Die Musik drängt sich nie zu sehr in den Vordergrund, sie bleibt immer unaufdringlich und gibt den Blick für die Stimme von Makatsch und die Texte frei. Die Schauspielerin verändert die Originalmelodien zwar kaum, variiert aber Lautstärke, Geschwindigkeit, Intonation, Stimmfarbe und Atmosphäre.

"Beim Einsingen der Lieder, habe ich mehr erzählt, als ich es getan hätte, wenn es nicht für Kinder gewesen wäre." Schon als TV-Moderatorin Mitte der Neunziger hatte Heike Makatsch den kumpelhaft-erklärenden Tonfall einer großen Schwester perfekt drauf. Sie liest gerne Hörbücher ein, am liebsten für Kinder, "weil man da so ein bisschen dick auftragen kann". Mittlerweile ist sie selbst Mutter zweier Töchter. Mit denen singt sie viel, auch aus dem großen Liederbuch, das schon ihr Vater als Vorlage nutzte, um mit ihr als Kind zu musizieren.

Doch stellt sich die Frage, ob die teilweise altmodischen Formulierungen und Textinhalte überhaupt für Kinder geeignet sind. Dass das Männlein im Walde, das da so allein und nichtssagend herumsteht, die Hagebutte ist, erklärt Makatsch am Ende des Liedes noch mit tiefer Märchentanten-Stimme. Aber sonst? "Als Kind begreift man wahrscheinlich nicht im ganzen Umfang, was man da singt. Andererseits wissen alle, was Abschied oder Zurückweisung bedeutet. Unsere ältere Tochter singt jetzt auch "Vergeht keine Stund in der Nacht / in der mein Herz nicht erwacht / und an dich denkt", was ja wirklich sehr fern von ihrem Erfahrungshorizont ist. Aber es ist ja schön, wenn so ein Lied noch wachsen kann."

Mehr über ihre Familie dürfen wir nicht erfahren. "Wir sind kein öffentliches Paar. Wir gehen nicht groß zusammen auf rote Teppiche. Aber wenn wir gemeinsam etwas machen wollen, wie jetzt die Kinderlieder, dann machen wir das auch."

Heike Makatsch & derhundmarie: "Die schönsten Kinderlieder" (Diogenes)

Heike Makatsch & derhundmarie treten am 1. Januar im Rahmen der "Olli Schulz Neujahrsrevue" in der Volksbühne Berlin auf

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2 Kommentare

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  • S
    Stephan

    Das Männlein im Walde ist die Hagebutte?

    Ich guck das jetzt nicht nach, aber seit rund 40 Jahren bin ich der Ansich, dass das Männlein der Fliegenpilz ist...

  • F
    Fabian

    Das Ding ist doch schon ewig draußen. Läuft wohl nicht so gut, was?! Da musste dir PR-Abteilung nochmal ran: Hey TAZ, wollt´er nicht (noch)mal was darüber bringen? Ist auch schon fertig geschrieben...