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Heftiger Protest gegen Neo–Nazis im BR

■ Bayerischer Rundfunk plant Live–Diskussion mit jungen Neo–Nazis / VVN fordert Absetzung der Sendung / Grüne fordern vom Intendanten, auch Vertreter des antifaschistischen Widerstands einzuladen

München (taz) - Fernsehwunderknabe Günther Jauch steht eine streßreiche Sendung bevor: Die für heute geplante Jugendsendung des Bayerischen Rundfunks „Live aus dem Alabama“ mit dem Thema „Neonazis“. Eingeladen wurden zur Diskussion jugendliche Anhänger der „Freiheitlichen Arbeiterpartei“ (FAP) und sonstige „nationale Aktivisten“. Ihnen sitzt als Counterpart der Schriftsteller Peter Dudek, Verfasser antifaschistischer Bücher, gegenüber. Gegen die Live–Sendung regt sich heftiger Protest. In einem Offenen Brief des „Antifaschistischen Bündnisses“ München heißt es: „Wir vom Antifa– Bündnis sind der Ansicht, daß die faschistische Kriegsverherrlichung und Völkerhetze auf keinen Fall über dem Bildschirm an ein Millionenpublikum ausgestrahlt werden darf.“ Die „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ (VVN) fordert die Absetzung der Live–Diskussion. Sie wurde zur Teilnahme nicht eingeladen. Andererseits sei man auch nicht bereit, sich in dieser Form mit Neonazis auseinanderzusetzen, so die bayerische Landessekretärin der VVN, Marion Lehmicke. Am Sonntag forderte auch der Präsident des Landesverbandes der israelitischen Kultusgemeinden in Bayern, Simon Snopkowski, den BR auf, die Sendung „unter keinen Umständen zustande kommen zu lassen“. Zuvor hatten auch die bayerischen Grünen gegen die Ausstrahlung prote stiert. Winfried Eckardt, Grüner Rundfunkrat, schrieb an den BR– Intendanten Vöth: „Ich fordere Sie auf, im Rahmen Ihrer Verantwortung für das Gesamtprogramm, diesem gespenstischem Treiben Einhalt zu gebieten und umgehend dafür zu sorgen, daß für die Sendung am Montag noch Vertreter des antifaschistischen Widerstands eingeladen werde.“ Beim BR gilt: „Wir sind für alle Eventualitäten gewappnet“, so der Pressesprecher Ulrich Paasche. Er rechnet mit einer „ganz normalen Sendung“. Deshalb gebe es weder besondere Sicherheitsmaßnahmen noch eine „Filterung“ des Studiopublikums. Die VVN hat angekündigt, falls die Sendung nicht abgesetzt werde, würden sie die rund 500.000 Alabama–Zuseher nicht „ohne Störungen“ erleben. jag

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