piwik no script img

■ Heckelmann und die SPDBettvorleger

Fünf Jahre lang hat die SPD-Fraktion sich quälen lassen von CDU-Innensenator Dieter Heckelmann, haben die Parlamentarier jede Fehlleistung mit eisern zusammengebissenen Zähnen und dem Glauben an die Koalitionsdisziplin über sich ergehen lassen. Statt des Senators mußte der eigene Fraktionschef Ditmar Staffelt gehen, als dem die Vertuschung der rechtsradikalen Kontakte von Heckelmanns Sprecher dann doch über die Hutschnur ging. Lediglich zu einer laschen „Mißbilligung“ rafften sich die Sozialdemokraten im Sommer auf – nachdem beim Mykonos-Attentat die im wahrsten Sinne lebensgefährliche Untätigkeit Heckelmanns erwiesen war.

Nach der Parlamentswahl, bei der die SPD für soviel Selbstverleugnung die Quittung bekam, geht es nahtlos weiter. Nach ihrer gestrigen Vorstellung sollte die SPD schnellstens eine Arbeitsgruppe bekennender Masochisten gründen – der Zulauf wäre enorm. Den Sprüchen zum Trotz, nach dem Wahldebakel solle alles anders werden, hat die Truppe schon wieder jede Traute verlassen. Politiker gibt es zuhauf, die als großsprecherische Tiger losspringen und als Bettvorleger landen. Die Gefahr besteht bei der SPD nicht; dort gibt es keine Tiger. Und die Bettvorleger werden auch noch festgenagelt. Eilfertig ist man im Landtag bereits mittendrin in der Großen Koalition und bringt Morgengaben. Bloß nicht die CDU verärgern ist das heimliche Motto. Anstatt nun endlich einmal klarzumachen, was man in den nächsten Jahren nicht wieder mit sich anstellen lassen werde, hat sich die SPD-Fraktionsführung mit ihrer Übertaktiererei in die Ecke manövriert und sich dem Publikum erneut als zahnlose Gurkentruppe gezeigt. Diese Sozialdemokraten muß man quälen – sie wollen es nicht anders. Gerd Nowakowski

Siehe auch Bericht Seite 23

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen