Hasch-mich-Debatte : Mit der Versuchung leben
Das Kiffen stand in der Linken jahrzehntelang unter Artenschutz. Die Anti-Establishment-Droge war so sehr mit dem Lifestyle verknüpft, dass sich schon fast rechtfertigen musste, wer sie verschmähte. Auf Gefahren hinzuweisen miefte nach Spießertum. Aber die Zeiten ändern sich. Und das heißt in diesem Fall nicht nur, dass wir alle irgendwann verbürgerlichen und reflexhaft dieselben Litaneien herunterbeten wie unsere Eltern. Kiffen ist in Zeiten von Turbo-Cannabis einfach nicht mehr dasselbe.
Kommentarvon JAN KAHLCKE
Muss das Kiffen im Lichte der chemischen Erkenntnisse rigoros verfolgt werden, um die Jugend zu schützen? Nein. Auch hochpotentes THC gehört im Sortiment der verfügbaren Drogen zu den weniger gefährlichen. Weit mehr Jugendliche, als vom Joint nicht mehr loskommen, verfallen dem Alkohol – mit schwerer wiegenden physischen Konsequenzen und häufig lebenslangem Rückfallrisiko.
Jugendliche müssen lernen, mit Versuchungen umzugehen. Nicht allen wird das gelingen, wie übrigens auch schon beim alten, schwachen Gras. Die beste Hilfestellung für sie wäre ein reglementierter Markt. Sauberes Dope wäre ein Anfang, vielleicht in drei klar bezeichneten Stärken mit entsprechenden Warnhinweisen. Dann könnte man sogar „kiffen light“ für 16-Jährige gestatten – wie Biertrinken.