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Hartz IV und der Untergang RomsDie Wonnen der Dekadenz

Der Vizekanzler und FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle benutzt einen antiliberalen Kampfbegriff, den sich der Chef einer liberalen Partei niemals zu eigen machen darf.

Ihr seid doch selbst so dekadent wie die Römer, sagen jetzt die Gegner von Augustus Pinkwart, Cleopatra Homburger und Caesar Westerwelle. Bild: dpa/montage taz.de

Dass die Sozialgeschichte der stadtrömischen Unterschichten zu einem dominierenden Thema der deutschen Innenpolitik werden würde, hätte kaum ein Althistoriker zu träumen gewagt. In Fachkreisen handelt es sich um eines der großen Forschungsthemen, mit dem einst Generationen von Schülern und Studenten traktiert wurden. Zuletzt ist es ein wenig aus der Mode geraten. Die wesentlichen Fragen schienen geklärt oder bis zum Überdruss diskutiert. Das eint die Kontroverse mit den modernen Streitigkeiten über Hartz IV, die erst durch die polemische Intervention des FDP-Vorsitzenden eine Wiederbelebung erfuhren.

Mit der althistorischen Debatte ist Guido Westerwelle nicht sonderlich gut vertraut. Das beginnt mit der Verortung des Phänomens in der Spätantike. Bereits im zweiten vorchristlichen Jahrhundert erschien das Aufkommen einer neuen Unterschicht als drängendes Problem auf der Agenda. In den innenpolitischen Wirren, die ein Jahrhundert später zum Untergang der Republik führten, spielte die Frage eine wichtige Rolle.

Die ältere Forschung brachte die Erosion der italischen (sic!) Mittelschicht vor allem mit den zahlreichen Kriegen der republikanischen Zeit in Verbindung. Während der langen Feldzüge hätten die Bauern ihre Äcker nicht mehr bestellen können. Insgesamt plausibler ist die These von einem antiken Globalisierungsprozess.

Unterschicht in Rom

Das Problem: Im 3. und 2. Jahrhundert vor Christus führte die römische Republik fast ständig Krieg, vor allem mit Karthago und im griechischen Osten. Die Bauern ließen die Felder brachliegen und verloren ihre Existenzgrundlage. Sklaven aus den Kolonien machten heimischen Arbeitskräften Konkurrenz, hinzu kam der Import von Billigprodukten.

Die Lösung: Im Jahr 123 v. Chr. veranlasste der Volkstribun Gaius Sempronius Gracchus die Abgabe von verbilligtem Getreide an Bedürftige. Das System wurde in der Folgezeit immer weiter ausgebaut, am Ende wurden bis zu 320.000 Menschen kostenlos versorgt.

Die Folgen: Die Loyalität der städtischen Unterschichten wurde zu einem gewichtigen Machtfaktor in den innenpolitischen Kämpfen, die das Ende der Republik herbeiführten. Das Imperium selbst hatte nach der Errichtung des Prinzipats allerdings noch ein halbes Jahrtausend Bestand.

Die Expansion des Imperiums führte zu einem Zufluss preiswerter Arbeitskräfte in Form von Sklaven nach Italien selbst, aber auch zu einer Billigkonkurrenz aus anderen Teilen des Imperiums. Es gab keine Nachfrage mehr nach gering qualifizierten Tätigkeiten, die Bewohner der wohlhabenden Kernzone des globalisierten Wirtschaftsraums noch hätten ausüben können. Die stadtrömische plebs war fortan auf öffentliche Unterstützung angewiesen, die sie mit der Lex frumentaria des Jahres 123 v. Chr. auch erhielt. Was zunächst als Abgabe verbilligten Getreides an einen eng begrenzten Empfängerkreis konzipiert war, weitete sich im Lauf der Jahrzehnte immer mehr aus. Allzu verlockend war in den innenpolitischen Kämpfen des ersten Jahrhunderts vor Christus für die konkurrierenden Lager die Aussicht, durch großzügige Handhabung dieser Sozialleistung die stadtrömischen Unterschichten an sich zu binden.

Um die Mitte des Jahrhunderts bezogen rund 320.000 Menschen das kostenlose Getreide, mithin rund jeder zweite römische Vollbürger. Nach erfolgreicher Machtübernahme reduzierte Cäsar den Empfängerkreis mit einer Art antikem Hartz-IV-Gesetz auf rund 150.000 Personen, unter seinem Nachfolger Augustus stieg die Zahl wieder auf 200.000 an. Bezahlt wurde die Leistung nicht aus der Staatskasse, sondern aus dem Privatvermögen des Princeps, was den Charakter einer persönlichen Loyalitätsversicherung unterstreicht.

Als zweites Hilfsmittel, das der Ruhigstellung der unterbeschäftigten Massen diente, gelten die öffentlichen Spiele - ob es nun die brutalen Tierhetzen waren, für die später das Colosseum erbaut wurde, die Wagenrennen im Circus Maximus oder die nicht ganz so populären Festspiele im Theater. Insgesamt ergab sich ein Zusammenspiel von Sozialleistungen und Unterhaltungsangebot, das tatsächlich starke Assoziationen mit der heutigen Unterschichtsdebatte über Hartz IV und Fernsehkonsum weckt.

Westerwelles Suggestion, dieser Problemkomplex habe den Untergang Roms herbeigeführt, ist allerdings schon aus zeitlichen Gründen falsch. Schließlich hat das Imperium die Einführung der öffentlichen Getreideversorgung um mehr als ein halbes Jahrtausend überlebt. Im Übrigen zeigen gerade die Parallelen zwischen Antike und Jetztzeit, dass sich manche Phänomene der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte kurzfristig gar nicht steuern lassen, jedenfalls nicht durch einen Gastkommentar in der Welt.

Das Gleiche gilt allerdings auch für den Reichtum der römischen Oberschicht, an dem sich die klassischen Dekadenztheorien viel eher stießen als an der Alimentierung des antiken Prekariats. Es war vorhersehbar, dass Westerwelles Gegner hier anknüpfen würden. Beide Argumente gehen aber gleichermaßen in die Irre.

Man muss ein derart krasses Wohlstandsgefälle nicht für wünschenswert halten, um festzustellen: An ihm ist das römische Gesellschaftsmodell jedenfalls nicht gescheitert.

Die ökonomische Ausdifferenzierung Roms ging einher mit einer Pluralität der Lebensformen im gesellschaftlichen Bereich. Die verschiedensten Kulturen und Religionen lebten in den Metropolen des Imperiums auf engstem Raum zusammen und machten die großen Städte zu faszinierenden Schmelztiegeln der antiken Globalisierung. Phänomene wie eine verfeinerte Esskultur oder sexuelle Freizügigkeit wurden zwar schon von antiken Dekadenztheoretikern bemäkelt, trugen in Wahrheit aber zur Attraktivität des römischen Systems entscheidend bei.

"Dekadenz" ist ein antiliberaler Kampfbegriff, den sich eine liberale Partei niemals zu eigen machen darf. Dass sich Westerwelles Gegner den Begriff jetzt zu eigen machen und ihn gegen die Lebensformen des FDP-Milieus wenden: das zeigt, wie sehr sich der Parteivorsitzende im Wort vergriffen hat.

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57 Kommentare

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  • F
    Flipper

    Sehr guter Artikel. Habe schon seit der ganzen Zeit darauf gewartet, dass jemand mal die offenbar ohne sich groß mit der Geschichtswissenschaft aufzuhalten hingerotzten Äußerungen des W. in den historischen Kontext stellt, danke Herr Bollmann.

  • H
    hto

    "Steuern sind Geschenke der Bürger an den Staat." (Guido Westerwelle) - da wird einem doch klar, warum Abschaffung des Staates, Steuerhinterziehung, Zynismus, Populismus, usw.!?

  • HD
    Hans Duemkt

    Ein afrikanisches Sprichwort sagt: "Je höher der Affe auf den Baum klettert, desto mehr sieht man seinen A....!"

     

    Jetzt ist den Pelzträgern auf dem Panoramadeck klargeworden, dass es zu wenig Rettungsboote gibt, denn viele sind schon vor Jahren entwendet und zur Flucht in den Süden benutzt worden, die anderen hat die Schiffsleitung mit Kohlesäcken gefüllt hinterhergeschickt, um diejenigen, die ihre geklauten Boote von Gier geblendet völlig überladen hatten und abzusaufen drohten, zu retten. Nun schimpfen alle auf die bösen Heizer - denen die Kohlen ausgegangen sind und die darum tatenlos in den Bunkern herumsitzen, aber trotzdem Hunger haben und auch in die Boote wollen - damit die Stimmung in den Mitteldecks nicht umkippt und sich gegen die Mannschaft richtet.

    Sieben vorbei und acht verweht...

  • MW
    Mett Wurst

    @chrifloka: Sollen wir jetzt unser christliches Abendland (ich hasse diesen Ausdruck!) vor der islamistischen (noch so ein bescheuerter Ausdruck) Gefahr verteidigen??

  • K
    Kurzstudent

    Die 28 Semester des Herrn Westerwelle haben sich offensichtlich nicht gelohnt...

  • H
    hamlet

    Es ist schon ein Novum der bundesrepublikanischen

    Geschichte,daß sich ein Aussenminister derart in

    einem wesensfremden Sachbereich,hier Sozialpolitik,

    sich derart ergeifert wie Herr Westerwelle.

    Naheliegender wäre es doch sich innerhalb seines

    Ressort durch Sachpolitik zu profilieren.Aber das

    feinsinnige Florett der Diplomatie scheint dieser

    gekaufte Schreihals nicht führen zu können.Wie auch

    predigt er doch weniger Staat obwohl er zu den

    höchsten Staatsämter greift,bei gleichzeitiger Be-

    dienung seiner Klientel.Anhand dieses Widerspruches

    kann man schon erahnen was er vom Grundgesetz bzw.

    der Gesetzgebung im Allgemeinen hält.

    Insgesamt ist der Liberalismus eine kapitalistische

    bürgerliche Idiologie um die aufbegehrenden Massen

    in Schacht zu halten.

    Man muss sich aber immer vor Augen halten,daß die

    derzeitige Koalition nichts weiter tut,als die rot-

    grüne Agenda 2010 Schröders/Fischer konsequent

    weiter zu führend.

    Die Äusserungen Clements,Schröders,Sarrazin als

    auch einiger Grüne unterscheiden sich in keinster

    Weise von den Hasstiraden Westerwelles.

    Ein Blick ins Saarland und womöglich in NRW und man

    weißt mit wem die Grünen paktieren.

    Die Grünen sind nicht weiter als eine fahrradfahrende FDP mit Sorge um chemiefreien

    Kaviar.Wunschpartner der SPD war bis vor kurzem

    immer die gelbe FDP.

    Sonst noch irgendwelche Fragen zu dieser illustren

    Truppe?

  • C
    chrifloka

    Habe ich überhört, dass H. Westerwelle ausdrücklich gesagt hat, dass er auf das in der Tat schon aus republikanischer Zeit stammende System von Brot und Spiel anspielen wollte ? Vielleicht ist mit dem Hinweis auf spätrömische Dekadenz viel eher das Phänomen gemeint, dass die ökonomische und administrative Basis des hochentwickelten römischen Imperiums mit seinen immerhin zigmillionen Einwohnern in einen Zustand geriet, in dem es versuchte, sich z.B. gerade noch von ein paar germanischen Söldnern verteidigen zu lassen und schlussendlich dann ein paar von Hunnen vertriebene Germanen und fanatisierte Araber ausreichten, die West- und Oströmischen Reichsteile in Trümmer zu hauen und die gesamte antike Kultur zu vernichten.

    Es würde schon lohnen, zu betrachten wie und warum dieser Niedergang möglich wurde und rechtzeitig Schlüsse zu ziehen.

  • M
    Menetekel

    Der reichlich dekadente Hobbyhistoriker Westerwelle hat offensichtlich nicht begriffen, dass das Volk nicht nur Spiele, sondern auch Brot braucht. Man muss ihm zutrauen, dass er dem Volk auch noch empfiehlt, Kuchen zu essen, wenn es sich über fehlendes Brot beklagt...

  • S
    Sturmfels

    @Ein Leser

    Den Artikel un zum 10. Mal gelesen, finde die zeitliche Einordnung der Person Caesar nicht. Schon gar nicht in die Spätantike.

     

    "_pan(e) et circens(ibus)_" fand sehr wohl erwähnung, nur nicht überschrieben mit diesem Ausdruck.

     

    Brot und Spiele sind allerdings Phänomene die schon vor den Christen auftauchten....

    Neu ist mir allerdings, dass christliche Römer gegen das Imperium politsch vorgegangen sein sollen...

    " Ihr Einsatz gegen die Sklaverei und Unterdrückung, die diese Märtyer mit Ihrem Leben bezahlten, hätte dem Autoren eine Zeile wert sein können,(...)"

    Das hätte ich dann doch gerne belegt, bzw. eine Quellenangabe, bzw. seriöse Sekundärliteratur.

    Oder spielen sie auf die deutschen C-Parteien an, die nun möglicherweise sich opfern werden um gegen einen unrechtsstaat zu kämpfen?

     

    @Herr Bollmann Das (sic!) hätten sie sich sparen können! ;)

  • W
    Wolfgang

    Empfehlung: "Reichtum ohne Leistung" - oder die Klientel aller bürgerlichen Regierungsparteien - in Deutschland und Europa -

    Artikel bei LabourNet.de Germany:

    http://www.labournet.de/diskussion/arbeit/realpolitik/allg/reichtumschramm.pdf

     

    Treffpunkt für Ungehorsame, mit und ohne Lohnarbeit, basisnah, gesellschaftskritisch

     

    Trotz alledem!

  • C
    Coldman

    Jetzt beobachte und beteilige ich mich seit über 30 Jahren aktiv an der politischen Debatte in der BR-Deutschland. Da sollte der geneigte Leser eigentlich schlussfolgern „jedweder Glaube an sozialer und humanistischer Überzeugung an die Gestaltungskraft von Politikern muss da doch verloren gegangen sein“! Nein … ist er nicht, denn es gibt sie ja die Menschen, die über den Tellerrand hinaus schauen und versuchen die Zukunftsgesellschaft zu diskutieren. Dazu gleich mehr … doch erst einmal zu Herrn Westerwelle. - Spätrömische Dekadenz – eine gute Metapher des Herrn W. aus B. denn sein Vergleich ist es ja, der Dekadenz nämlich den Verfall, die Entartung des sittlichen und kulturellen Niedergangs politischer Akteure offenbart. Denn er bedient sich doch wissentlich einer billigen und dekadenten Rhetorik und zwar in einer Analogie des „Brot- und Spiele-Denkens“der alten Römer, die den römischen Bürgern in den Arenen (Medienlandschaft) die Sklaven (ALG II Leistungsempfänger) den Löwen (gefräßigen Raubtierkapitalisten) zum Fraß vorwarfen. Insofern hat sich Herr W. aus B. zum mindestens zweiten Mal geoutet. Er ist der Prototyp des politischen Sittenverfalls. Aber … auch ein Politiker wie Herr W. aus B. denkt strategisch. Also was steckt hinter seiner sozialpolitischen Kakofonie? Herr Lindner (Generalsekretär der FDP) offenbart es, "Wir wollen eine Runderneuerung von Hartz IV in Richtung auf unser Bürgergeld". Nun … dann soll die FDP einmal definieren, was sie unter Bürgergeld versteht. Erste Äußerungen dahin gehend gab es ja schon, „gebe den Sklaven, sagen wir mal 600,- €, und dann sollen sie doch schauen, wie sie damit ihren Lebensunterhalt einschließlich Renten-, Arbeitslosen- und Krankenversicherung bezahlen. Dieser Betrag lässt sich doch auch gut medial verwursteln, denn den „römischen Bürgern“ kann man ja eine Erhöhung der Sätze und somit die Erfüllung der „Senats-Forderung“ (Bundesverfassungsgericht) vorgaukeln! Also … ein Esel ist Herr W. aus B. durchaus, um im Vergleich von Herrn Geißler zu bleiben, denn Esel sind ja durchaus schlauer als ihr Ruf. Doch was nutzt mir Schläue, wenn sie im Sinne von Herrn W. aus B. dekadent ist? Also begeben wir uns zu jenen Protagonisten, die nicht dekadent sondern innovativ und somit in der Lage sind, verantwortliche Modelle eines zukünftigen Sozialstaates zu entwerfen. Gibt es diese Menschen eigentlich? Jaaaaa … sie gibt‘s noch, sie gibt‘s noch! Sie leben immer noch! Nehmen wir doch die Herren Götz Werner oder Daniel Häni und Enno Schmidt. Der Eine (Götz Werner) hat ein beeindruckendes Buch – Einkommen für alle – und die Anderen (Daniel Häni und Enno Schmidt) ein überzeugendes Film-Essay verfasst. Auch Parteien beschäftigen sich innovativ mit diesem Thema. So Bündnis90/Die Grünen in sehr basisnahen Diskussionen und Papieren, die man auf deren Internetseiten sehr gut abrufen kann. Zugegeben … die ernsthafte Diskussion um ein bedingungsloses Grundeinkommen ist umfassend. Sie ist schwer in die heutige, auf Schlagzeilen reduzierte, Medienlandschaft zu transportieren. Denn die Reaktionen waren und sind, „das ist doch nicht zu bezahlen oder um in der Semantik des Herrn W. aus B. zu bleiben, „das ist doch Sozialismus“! Das war der Aufstand des Spartacus wohl auch. Vielleicht fürchtet sich ein Herr W. aus B. ja auch insgeheim vor einem Spartakusaufstand!? Um diese aber auch etliche weitere unliebsame und revisionistischen Entwicklungen in unserer Gesellschaft zu verhindern, müssen wir humanistische Leitbilder und Ziele definieren. Dass dies auch realistisch ist, zeigt das ehemalige „Entwicklungsland“ Brasilien, dieses hat in seiner Verfassung für das Jahr 2010 das nationale Grundeinkommen festgeschrieben. Also … lieber Herr W. aus B. bitte nicht so viel Kakofonie und metamorphisches Gesülze, welches sie ja sowieso immer wieder einholen wird, sondern Verantwortung übernehmen und rein in die inhaltliche Diskussion. Aber da bin ich doch wieder Realist genug, dazu sind Sie nicht in der Lage, da verlasse ich mich doch lieber auf die oben zitierte Partei bzw. Personen.

  • C
    Clara

    Eigentlich bedarf es doch nur eines Kommentars: Westerwelle ist als Außenminister schlicht und ergreifend unfähig.

  • E
    easterwave

    Zynismus pur. jetzt redet sich Westerwelle auf die angebliche Volksmeinung heraus:

     

    "Die meisten Menschen finden es unerträglich, wenn jemand, der arbeitet, oft weniger hat, als wenn er nicht arbeiten würde."

     

    Aber genau das zu ändern ist ja seine Aufgabe. Wenn sich heute Arbeit nicht mehr lohnt, gibt es keinen Anreiz, sie auszuüben. Warum soll man seine Zeit strombergmässig in muffigen Büros und mit dämlicher gehirnverblödender Computerarbeit zubringen, sich von Fönwellentypen wie Westerwelle anpupen lassen, wenn am Monatsende nicht mal die Kohle stimmt? Für wie blöd halten die uns eigentlich??? Hartz IV ist das Druckmittel. Dafür sind die Gesetze gedacht.

     

    Wenn die Arbeitgeber keine konkurrenzfähigen Löhne mehr zahlen können, ist das ein Zeichen für eine extreme Wirtschaftskrise, die wohl nicht erst seit einigen Monaten existiert. Deutschland befindet sich seit längerem in einer Motivations- und Kostenfalle. Und es wird sich zeigen, ob die vermeintlichen politischen Führungskräfte genug Potential an den Tag legen, ihr Personal zu Höchstleistungen zu motivieren,um tragfähige gesellschaftliche Visionen zu entwickeln, die für alle lohnenswert sind.

     

    Wegen der sich auftuenden Berechnungslücken auf den eh schon Armen herum zu hacken, ist keine Vision, sondern spiegelt nur das hierarchische Denken in jedem Unternehmen wider. Die, die am wenigsten verdienen, die auf der untersten Pyramidenstufe stehen, müssen am meisten arbeiten, und sie werden dafür noch von den Oberen aussgelacht, die ihren Mehrwert abgreifen. Und wenn diese Ungerechtigkeit vor den Mauern der Unternehmen aufhört, ja, wo kommen wir denn da hin? Wenn wir plötzlich erkennen, welche Freiheit wir durch das Neinsagen haben, das wäre ja Revolution!

     

    Mit Westerwelle spricht der Kapitalismus in Reinform: Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.

  • JG
    Jürgen Gojny

    Man kann über den Sinn oder Unsinn der Hartz-IV-Beträge denken wie man will. Endscheidend ist, daß das höchste deutsche Gericht im Rang eines Verfassungsorgans die Berechnungsgrundlage eben dieser Beiträge als verfassungswidrig erkannt hat. Mit der sinnlosen Debatte geben die Westerwelle und Konsorten öffentlich zu verstehen, daß sie sich nicht um die Verfassung scheren und damit den rechts- und linksextremen Kräften hierzulande eine Steilvorlage, die sich nun bei ihrem verfassungsfeindlichen Treiben auf Westerwelle und Co. berufen können. Der Verfassungsschutz wäre gut beraten nicht nur die NPD, DVU und Linkspartei, sondern auch Teile von FDP und CDU unter Beobachtung zu stellen.

  • X
    xaver

    Ist Westerwelle Bashing jetzt das Leitthema bei der taz geworden?

  • J
    jonas

    Die ganzen Kommentare, die gerade parteiübergreifend auf den Westerwelle abgeschossen werden, sind genauso überflüssiger Müll wie der Müll, den der Westerwelle zum Urteil des BVG rausgehauen hat.

     

    Blos irgendwie scheiße, dass wir die Knallköppe dafür bezahlen. Inzwischen kann man nichtmal mehr Zeitung lesen, ohne an jeder Ecke mit dieser Gülle übergossen zu werden.

     

    Also bitte bitte bitte... tretet den Mist nicht weiter breit und stoppt die ziellos geführten Pseudodebatten über sinnfreie Äußerungen.

     

    - WIR HABEN VERDAMMTNOCHMAL GRÖßERE PROBLEME! -

  • AR
    A.S. Reyntjes

    "Demokratie und Republik brauchen Güte so sehr wie Erkenntnis. Ihr Beruf wäre, beide in der Welt zu vermehren.

    Das Gegenteil von Demokratie ist Ideenhaß, die Verfolgung von Gesinnungen.

    Dem republikanischen Geiste am fremdesten ist die Verweigerung des Rechtes zum Schaden Schwacher, ist der Zusammenschluß aller derer, die schon in Besitz und Macht sind, gegen alle jene, die erst noch hinstreben."

     

    Diese Sätze wurden lange vor 1933 geschrieben und von Heinrich Mann in seiner Rede "DER TIEFERE SINN DEBR REPUBLIK" in Deutschland öffentlich vorgetragen, die auch heute Gültigkeit haben; vielleicht weil wir uns postliberalen oder gar transdemokratischen Zeiten nähern.

  • M
    Mika

    Spätestens jetzt kann jeder wissen, wo die Feinde dieses Landes ihr Eck haben. Es gibt keine Schichten und Klassen in dieser Gesellschaft, haben sie uns lange erzählt.Doch, natürlich. Spätestens seit 1999, nach dem Ausscheiden Lafontaines aus der rot/grünen Regierung, und dem, was die SPD/Grünen-Regierung damals anschließend in die Wege geleitet hat, werden die Unterschiede heraus gearbeitet. Merkel und ihr Westerwelle setzen dies fort. Aus Westerwelle spricht eine ungeheure Verachtung eines Regierungsmitgliedes gegen mindestens ca 10 Millionen Menschen in diesem Lande.

    Er beschimpft zwar diese. Seine Wortwahl kann man allerdings nur richtig auf ihn selber und die Promi-Gilde in diesem Lande anwenden. Die Sozialschmarotzer sitzen im oberen Teil dieser Gesellschaft. Man muß nur sehen, wer hier wem die Bussis um die Wange wirft. Vom 'Bobbele' bis Angela bis Thomas bis Heidi... Und wenn Sonntags im Fernsehen am Stammtisch allen Ernstes Comedians die große Politik 'erklären' dürfen, weiß jeder, wie dieses Land auf den Hund gekommen ist. Aufwachen.

    Weimar läßt grüßen.

    So, das war Teil 1. meines Beitrages.

    Das andere gibt es allerdings auch:

    Hartz-4 Empfänger saßen in einem Ausbildungskurs mit anschließend recht guter Beschäftigungsperspektive. Beinahe alle von ihnen wurden von ihrem ArGe-Sachbearbeiter vor Kursbeginn falsch über die Kursinhalte informiert. Das war der Hauptgrund, wieso keiner der Teilnehmer wirkliches Interesse an den Kursinhalten hatte, der Kurs sinnlos war. Und zeigt, was von Seiten der Agentur massiv schief läuft. Hauptsache, mal kurz weg von der Statistik, scheint hier das Motto zu sein. Ohne qualifizierte Beratung der Menschen.

    Andererseits hatten sich fast alle Teilnehmer mit Nebenjobs 'gut' in Hartz-4 eingerichtet und würden in dem durch den Kurs angestrebten Abschlußberuf nur minimal mehr verdienen.

    Und nun?

    Hartz-4 absenken und das bewußte herbeiführen von weiterer Verarmung kann nicht der Weg sein.

    Andererseits sind Niedrigstlöhne politisch gewollt.

    Menschenwürdige Löhne, von denen der Mensch ein Auskommen erzielt, sind die Lösung.

    Westerwelle und Merkel (hätte ja Richtlinienkompetenz, wenn sie Guido nicht zustimmen würde) und ihre neoliberalen Kumpelinnen und Kumpels aber denken in andere Richtungen.

  • W
    wolf

    Ich möchte hier mal eine these weitergeben.

    die besagt das all das taktik ist. die hetze der bild die letzten wochen gegen hartz 4 abhängige und die verulkung dieses armen menschen (SEIT 30 JAHRE ARBEITSLOS..)inklusive der bloßstellung seines alkoholproblems und der peinlichen faschistischen mit hähmischen kommentaren verknüpften darstellung seines tagesablaufs. dazu die nachmittagshetze von rtl (gestern 4 sendungen hintereinander wo dem zuschauer die niederträchtigkeit die bosheit und die faulheit der armen menschen ins gesicht geschmiert wurde)und dazu nun westerwelle mit seinen "es ist nicht gerecht das.." . nun was ich sagen wollte ist man wird hartz 4 runtersetzen. dafür diese hetzte, um zu suggerieren das ausschließlich schmarotzer hartz brauchen etc. ein mindestlohn würde zwar auch helfen, aber.. an die sozialausgaben hat man nun eben nun mal diese feinde der menschen (inklusive dem ober-patrizier westerwelle) installiert. jede wette dass nach den nrw wahlen hartz 4 zunächst regional und dann insgesamt runtergesetzt wird. haltet die augen offen!reagiert!

    (passt nicht 100% zum artikel..wollte den gedanken loswerden)

  • DC
    Daniel Clemens

    In einem ist die Taktik von Westerwelle und Co. doch genial. Der der arbeitet soll mehr verdienen, als der der nicht arbeitet. Ohne Mindestlohn fallen die Löhne und damit dann wohl auch die H4-Sätze, so wäre es doch am liebsten.... oder Herr Westerwelle? Naja wenigstens eine Partei mit einer Politik aus einem Guß^^.

     

    Und wenn wir uns schon im geschichtlichen Kontext befinden, sollte doch auch mal festgestellt werden, das es historisch immer eine weniger bemittelte Klasse gibt, denn alle bisherigen Gesellschaftsmodelle haben noch nichts anderes hergegeben. Somit erfüllen diese Schichten aber auch eine wichtige Rolle, jedoch haben manche Brandstifter anscheinend null historisches Verständnis. Genauso wie die Wirtschaft Zyklen unterliegt, gleicht ihr die historische Entwicklung.

     

    Also bitte weiter polarisieren!?

     

    Oder dann doch mal was Neuses auf dem ideologischen Markt?

     

    ...

     

    MfG

  • SR
    Swid Rigailow

    HA, - dieser Versuch einer Gesamtschau plus der Erinnerungen eines Herrn Geisler an Caligula und dessen langohrigen Konsul macht Froide -

    auch doitsche Volksweisheit weiß etwas beizutragen::

    "Wenn der Hahn kräht auf dem Mist..........."

  • V
    vantast

    Das Fragwürdige ist doch, daß WW auf Leute eindrischt, die die derzeitige Finanz-,Steuer-und Beschäftigungsmisere nicht im Geringsten beeinflußten. Anstatt auf Bankster einzuprügeln, die das verursacht haben und genauso weiter machen wollen, wie bisher und tatsächlich in Saus und Braus leben. Aber das sind zufällig die "Leistungsträger", die von Mövenpick gesponsert werden.

  • TN
    Tsche Nie

    Die jährlichen reinen ALG2-Kosten sind 25 Milliarden, der Zuschuss zur Rente beträgt über 80 Milliarden.

     

    Herr Westerwelle regt sich über Arbeitslose auf die 700 € Überlebensgeld erhalten, verliert aber kein Wort über den typischen pensionierten Lehrer (Oberstudienrat A15) dem je nach Stufe 4294 € bis 5394 € Ruhegehalt pro Monat zugemessen werden. Das ist 14x mehr als das typische Einkommen im Niedriglohnsektor!

     

    Wirklich dekadent ist doch wegen knappen Kassen ausgerechnet die Kosten für die Aldi-Margarine der ärmsten Bürgern zu kritisieren wärend sich die sogenannte "dienende Elite" unkritisiert weiterhin auf Staatskosten Kaviar als Aufstrich genemigt.

  • K
    Kleeblattfan

    Unabhängig vom genauen Inhalt des Artikels wünsche ich mir, dass das FDP-Bashing langsam mal zu einem Ende kommt und auch über andere Parteien wieder berichtet wird. Die FDP hat derzeit natürlich einen gewissen - und leider viel zu großen Einfluss - auf die politischen Entscheidungen in diesem Land, aber warum ihre Konzepte falsch sind, sollte inzwischen fast jedem Taz-Leser klar geworden sein, da man es landauf landab und insbesondere in der Taz, täglich liest, sieht und hört. Wir brauchen jetzt aber auch alternative Ansätze zur Lösung der wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Probleme.

     

    Daher: Liebe Taz, berichtet auch mal von der Opposition und von deren alternativen Konzepten. Permanente Schelte für den Juniorpartner in der Regierung bringt uns nicht weiter und ist inzwischen auch langweilig geworden, weil es alle machen und weil insbesondere die Taz es damit einfach übertreibt! So originell und interessant ist Herr Westerwelle nun auch wieder nicht.

  • L
    likewise

    An anderer Stelle hat einmal ein Vorredner Westerwelle ein "kleines aufgeregtes Männlein" bezeichnet, was ihn, wie ich finde, sehr gut charaktereisiert: In seiner Aufgeregtheit macht er sich selbst ein x für ein u vor und schwallt danach so lange aufgeregt auf seine Parteifreunde ein, bis auch die glauben, Westerwelle habe das Alphabet neu erfunden. Da aber das Wort, um das es Westerwelle geht, "zkplmuyxcfewat" lautet, sollte ihm zunächst einmal aufgefallen sein, daß er offensichtlich etwas ganz grundsätzlich falsch und sich selbst sehr lächerlich gemachth hat.

  • T
    Tonius

    Untergang?

    Wessen?

    Der Dekadenzprediger!

  • EL
    Ein Leser

    Der Autor hätte vielleicht bei der Erläuterung der Rühigstellungsversuche des Plebs durch _pan(e) et circens(ibus)_ erwähnen können, dass eine beliebte Attraktion auch die Verfolgung und grausamste Hinrichtung von Christen war. Ihr Einsatz gegen die Sklaverei und Unterdrückung, die diese Märtyer mit Ihrem Leben bezahlten, hätte dem Autoren eine Zeile wert sein können, gerade in einem moralin triefenden Blättchen wie der TAZ.

     

    Des weiteren scheint es mir neu, dass Cäsar zur Epoche der Spätantike gehörte. Für eine historisch fundierte Kritik empfieht es sich auf das Blog der FAZ _Stützen der Gesellschaft_ zu schauen. Der Tenor mag ähnlich sein, die Ausarbeitung zeigt die Unterschieden die ein Buchstabe in der Qualität einer Zeitung haben kann.

  • T
    Tiggerchen

    Sehr schöner Artikel.

     

    @Badger: Sicher Westewelle meinte diese Aussage Antisozialistisch. Das Wort Dekadenz ist aber eindeutig aus dem Sprachgebrauch der politischen Extremen. Und die belegen damit nunmal die Clientel der Liberalen... und mehr sagt der Artikel nicht. Aber lesen ist vermutlich nicht jedermans Stärke.

  • KD
    Karl der Große

    Gelungener Beitrag der TAZ, der über den üblichen oberflächlichen Schlagabtausch hinausgeht.

    ....

    P.S.: Herr Westerwelle hat es immerhin geschafft, mit seiner "Weltsicht" und seinen "Begriffen" auf die Schwächen ( es gibt ja nicht nur Einkommensschwache)..

    seiner Klientel hinzuweisen.

    Eigentlich müßte man da mal einen ganzen Katalog an Schwächen "abarbeiten".

     

    Man hat es sich bisher im Wirtschaftsgetriebe zu "billig" gemacht, Menschen nur dem Grad ihrer "Produktivität" zu beurteilen.

    ...

  • PO
    Procella Occasus

    Ein hervorragender Artikel.

     

    Die Geschichtskenntnisse unseres Außenministers scheinen seinen Fremdsprachenkenntnissen in nichts nach zu stehen.

     

    Auffälligstes Merkmal der spätrömischen Periode war ja die Inkompetenz, Realitätsferne, Korruption und verschwenderischer Lebensstil ihrer "Leistungsträger".

     

    Deren "Leistungen" führten dann ja auch zum Zusammenbruch des Systems.

     

    Ich möchte dieser parasitären Brut eigentlich nicht unbedingt "himmliche Gerechtigkeiten" wie z.B. AIDS wünschen, aber dan würden sie mal auf Menschen wie z.B. Krankenpfleger treffen, deren Leistung dieser Gesellschaft wohl nicht so viel bedeutet wie jener "Leistungsträger", welche die Früchte der Arbeit anderer in Steueroasen verschieben.

     

    Natürlich ist ein Sozialstaat nicht finanzierbar- solange man solche "Leistungsträger" gewähren läßt anstatt sie rechtzeitig aus dem Verkehr zu ziehen- was zugegebenermaßen bei den Römern auch immer nur temporär funktioniert hat.

  • A
    anke

    Man hat, schätze ich, schon zu Zeiten von Kaiser Justinian I darüber gestritten, was genau die Ursache für den Niedergang (Dekadenz) des römischen Imperiums gewesen sein könnte. Die Einen haben es mit Westerwelle gehalten (Billig-Getreide), die anderen mit Blüm (Eselsmilch). "Zu viel Krieg" und "zu wenig Krieg" lauteten weitere Thesen. Der Streit zog sich hin. Von Montesquieu und Rousseau über Nietzsche, Mann und Spengler bis Adorno und Lenk. Noch immer füllt er Hörsäle, Feuilletons, Versammlungsräume, und vermutlich wird er das auch in ein paar hundert Jahren noch tun. Die eine, allgemein gültige Antwort nämlich gibt es nicht. Nicht einmal für Historiker.

     

    Mal ganz abgesehen von der Frage, ob Expansionen immer (und vor allem von jedem) als wünschenswert zu betrachten sind – ein Mangel an öffentlichen Debatten jedenfalls scheint nicht geherrscht zu haben, als das Römerreich, das bis dahin ohne Unterbrechung gewachsen war, um etwa 300 plötzlich begann, permanent zu schrumpfen. Viel und laut geschwatzt wird noch immer in Rom. Nur vernünftig entschieden und entsprechend gehandelt wird bis heute nicht (wieder). In sofern passt der Vergleich mit Berlin schon ganz gut. Dass Westerwelle mit seinem nicht zu stoppenden Redefluss allerdings etwas ändern wird an der Misere, darf nicht erwarten, wer sich an der römischen Geschichte orientiert. Und das, finde ich, ist auch ganz gut so. Groß, schließlich, ist Deutschland vor 70 Jahren erst gewesen.

  • B
    Beobachter

    Das sind schon tolle Zeiten, in denen sich das Volk von seinem Vizekanzler beschimpfen lassen muss, der sein Amt dazu benutzt, seine Eitelkeiten voyeuristisch zur Schau zu stellen, kindisches Machtgehabe präsentiert und sich zur Aufrechterhaltung seiner dogmatischen Positionen grob im Ton vergreift. Es ist diese impertinente Unbelehrbarkeit verknüpft mit dem pseudoliberalen Gerede, was sich über kurz oder lang in Richtung diktatorische Verhältnisse bewegen wird. Alles frei nach dem Motto: "Jeder disqualifiziert sich so gut es geht!" Aufwachen, liebes Volk, da ist einer, der euch zynisch auf den Arm nimmt und betrügt!

  • SP
    Siegfried Paul Posch

    Hinzufügung zu meinem heutigen E-Mail: ich darf

    aber auch an meinen "TAGESZEITUNG-Leserkommentar"

    zum Artikel "Mythos Milch" von Ralph Bollmann

     

    http://www.taz.de/1/zukunft/konsum/artikel/kommentarseite/1/mythos-milch/kommentare/1/1/

     

    - "02.06.2009 11:38 UHR" - erinnern.

    Siegfried P. Posch

  • TH
    Thomas Haward

    Gut geschriebener Artikel und wie ich finde auch sehr interessant, eines muss ich aber sagen. Auch wenn es viele Polotiker schon gesagt haben Bildung. Wenn man arbeitslos ist muss man sich entsprechende Weiterbildungen selber suchen und sich nicht auf das Amt verlassen. Ich weis es schwiereig für einen Alngzeitarbeitslosen sich selber noch zu überzeugen etwas zu machen aber es auch wenn es Jahre dauert es lohn sich.

  • LL
    lila luder

    Einige Medien fühlen sich berufen, feinfühlig und historisch zu analysieren, warum die von Herrn Westerwelle zitierte "spätrömische Dekadenz" mit der heutigen Hartz-IV-Situation nicht kompatibel ist. Der Knaller ist für mich jedoch ein anderer. Der Jurist Westerwelle hätte anstelle des durchaus erst einmal akzeptablen Urteils zum ALG II die Rechtsprechung des BVerfG kritisieren sollen, die es Neonazis ermöglicht, unter dem Schutz von mehreren tausend Polizisten den größten Aufmasch in Europa seit Ende des 2. Weltkrieges zu inszenieren. Dieser fand so ziemlich zeitgleich mit dem aktuellen Urteil zum SGB II statt. Doch darüber hat sich keiner aus der Mövenpick-Fraktion dermassen echauffiert. Das ist Deutschland im neuen Jahrtausend.

  • B
    Bundespopel

    Nachdem GWB in den USA von Obama abgelöst wurde, muss Westerwelle für alles böse der Welt herhalten.

  • SP
    Siegfried Paul Posch

    Allein in Mailand wird laut einem Bericht des

    "Corriere della Sera" täglich so viel Brot

    weggeworfen, daß dieser gotteslästerliche Umstand

    die gesetzliche Grundlage für die Gewährung des

    Zutritts zur hiesigen Wohnanlage für die

    Rattenvergiftung tangiert. Ich ziehe daher mein

    gestern vom Gewinnspiel "Auf Christus schauen"

    publiziertes E-Mail, welches auch an das

    österreichische Finanzressort und die

    "TAGESZEITUNG", Berlin, übermittelt wurde, wieder

    zurück. Der Belang wurde ohnehin, auch telefonisch,

    von mir dem Rundfunk vorgetragen.

    Siegfried P. Posch

    Kopie:

    Ganz gewiß die zuerst zu beantwortende Frage nicht nur betreffend Rom bleibt weiterhin, ob Herodes "der Große", der Kindermörder von Betlehem, wirklich ein guter Herrscher war. Siegfried P. Posch Bestimmt u.e. für das österreichische Finanzressort als Fortsetzung meiner Korrespondenz und für das steiermärkische Gewinnspiel "Auf Christus schauen"; keine Antwort per E-Mail möglich (wegen einer "Sperre" meines Mail-Accounts über deutsche Veranlassung)! [Diese Notiz wurde vor weniger als einer Stunde als Leserkommentar zum Artikel "Die Wonnen der Dekandenz" von Ralph Bollmann an die "TAGESZEITUNG", Berlin, www.taz.de, übersendet; das Finanzressort bestätigt den Eingang vor weniger als einer Stunde.]

  • F
    Frage

    Folgende Behauptung im Text wurde nicht begründet: "...Man muss ein derart krasses Wohlstandsgefälle nicht für wünschenswert halten, um festzustellen: An ihm ist das römische Gesellschaftsmodell jedenfalls nicht gescheitert..."

     

    Jedenfalls nicht?!? Woran kann man das festmachen?

    Am Wort "jedenfalls" jedenfalls nicht!

    Eine Begründung im Text? Fehlanzeige!

  • S
    Sturmfels

    Quellen dazu? Belege, etc. Nachweise zur Forschungsliteratur? Die Althistorikerin in mir braucht das, um diesen Artikel ernst zu nehmen, lieber Herr Bollmann.

  • S
    Schroedingers

    Sehr schoene Zusammenfassung roemischer Geschichte! Nur den letzten Absatz haette ich mir noch etwas ausfuehrlicher gewuenscht.

     

    Die spannende Frage ist eh: Was hat Westerwelle noch mit den originaeren liberalen Standpunkten zu tun?

  • AR
    Arne Rathjen, RA

    Sicher ist die römische Republik deshalb gross geworden, weil

    damals schon CREDIT DEFAULT SWAP-Papiere verkauft und die

    damit erzielten Gewinne in Dunkelkonten in geheimnisvollen Kellern in Alexandria gebunkert wurden.

     

    Die Reste bekamen schließlich die Germanen. Und Skythen...

  • DH
    Dr. Harald Wenk

    Ist schon einmal jemand auf die Idee gekommen, dass es sich um eine Art der "[sklaven]lohnbuchhaltung" oder "Volkseinkommenerhebung" oder "Getreideverbrauchsbuchhaltung" im alten Rom handelt, die vielleicht etwas anders war als es in heutigen Betriebswirtschaftsbüchern steht? Schliesslich haben doch die reichen Privatleute gezahlt. Die Alimentierten waren auch Machtfaktoren und nicht nur untätig Circus statt Fernsehen schauend.

    Dieser letztgenannte kurschlüssige Pappkamerad der historischen Übertragung, die "den Kern" der Westerwelleschen Evokation ausmacht, sollte von den Fachhistorikern in ihrer ganzen Plumpheit zu polemischen Zwecken doch etwas direkter kenntlich gemacht werden.

     

    Auch der polemische Charkater von Senatsdebatten danmals, wo aus Machtinteresse und taktisch, zielgerichtet skandalisiert wurde, sollte berücksichtigt werden. Die Unverfrorenheit von "Siegergeschichte" ist selbst heute noch in der Geschichtswissenschaft ein Problem.

     

    Das in Rom immer das Militär, dessen Kosten und die Eroberungen alles dominierten, des Gesamtreich war recht groß, sollte auch berücksichtigt werden.

     

    Die Produktivität, auch in der Landwirtschaft, war doch nicht so hoch wie heute, da gab es den ständigen Kampf,

    das Getreide für die Soldaten, zum Teil im Wartestand, und Städter insgesamt erst einmal aufzutreiben.

    Das wird mit "man habe die Äcker vernachlässigen müssen"

    etwas, sagen, wir unterdifferenziert und wenig nachfragend oder damals polemisch verkennend, von der Fachforschung aus den Quellen, wegen der "Sauberkeit der Argumentation", übernommen.

     

    Noch heute profitieren die Nazis von der massiven Quellenvernichtung am Kriegsende und der Möglichkeit, zu lügen und buchzuhalten, in den Akten, wie es in den auch den Kriegsverlust berücksichtigenden Kram passte. Wegen der "Sauberkeit der Argumentation aus den Quellen" gibt es da einen ständigen "Kleinkrieg" der "Schuldzuschreibung". Das ist der Zündstoff, aus dem die Flammen der "Ausschwitzlügen" Debatte schlagen.

     

    Die heutigen Informationen, auch die Statistiken, über die Politik, sind allesamt von den Politikern selbst bis in die Grundkategorien definiert. Manches Problem erledigt sich, weil man erst gar keine problematischen Daten erhebt. Herr Westerwelle hat privelgierten Zugriff auf alle Daten.

  • SP
    Siegfried Paul Posch

    Ganz gewiß die zuerst zu beantwortende Frage nicht nur

    betreffend Rom bleibt weiterhin, ob Herodes "der

    Große", der Kindermörder von Betlehem, wirklich ein

    guter Herrscher war.

    Siegfried P. Posch

    Bestimmt u.e. für das österreichische Finanzressort

    als Fortstzung meiner Korrespondenz und für das

    steiermärkische Gewinnspiel "Auf Christus schauen";

    keine Antwort per E-Mail möglich (wegen einer "Sperre"

    meines Mail-Accounts über deutsche Veranlassung)!

  • PS
    Peter Sroka

    Als vom fiesen Sozialneid besessener Nichtleistungsträger(45 Jahre Arbeit mit weit mehr als 40 Stunden pro Woche)bin ich Herrn Westerwelle

    dankbar für seine provokanten Aussagen!Unsere Angie

    findet den "Duktus" dieses Herren nicht passend.

    Besser kann man Klassenkampf nicht anheizen.

    Nach Kohl,Schröder,Merkel-Steinbrück endlich ein

    Herr der mir sagt daß ich ein Arsch bin!

    Hoffentlich merken viele SPD-oder Nichtwähler daß Politik Klassenkampf ist!

  • SG
    Stefan Guckes

    Hey Moment mal,

    auch wenn der Text hier Geschichtsaufklärung geben will,ist doch nach wie vor klar dass hier massive Stigmatisierung und Hetze auf Hartz 4 Bezieher nicht erst seit dieser Aussage betrieben wird. Vom einfachen Arbeiter bis zum Mittelstand wird alles aufgestachelt was noch Steuern zahlt. Dabei ist und bleibt der Grund

    für dieses Fiasko die Wirtschaftskrise die von den

    wortwörtlich Dekadenten Zockern verursacht wurde und davon soll und darf nicht abgelenkt werden!Hier wird mit Kräften nach unten getreten und diffamiert was das Zeug hält.Ich finde das ist nicht nur ein Vertun oder Wortmissgriff sondern es zeigt einmal mehr wie perfide die Menschen hier gegeneinander ausgespielt werden.

  • D
    danny

    Westerwelle spricht deutsch! Endlich einer ders tut.

  • E
    Esslinger

    Westerwelle spricht deutsch! Nichts mehr. Endlich einer der sagt was er denkt und tut was er sagt. Ich habe nicht FDP gewählt, jetzt würde ich es!

    grüße

     

    Daniel Esslinger

  • BL
    benny LS

    wusste sonst keiner vorher?

    an sich ist die komplette diskussion absurd. da schimpft guido rum, wirft mit wörtern wie sozialismus und spätrömischer dekadenz um sich.

    jeder weiss, dass der arbeitende mehr netto haben sollte als der bedürftige, ist klar. und jeder weiss, dass dies nur durch mindestlöhne und anderes politisches umdenken möglich ist.

     

    also warum diskutieren? mittlerweile sollte der letzte depp das irgendwo gelesen haben. ergebnis zeigt sichdann hoffentlich im mai in nrw und danach dann auch in D. aber was rede ich da,m wird eh nichts. dummes wahlvolk.

  • M
    Mixizpetelka

    Die Kernaussage von Westerwelle:

    Arbeit muß sich wieder lohnen.

    Also keine Mindestlöhne, Hartz-IV-Sätze runter, dann lohnt sich Arbeit wieder, im Sinne von Arbeit als Produktionsfaktor Arbeit. Für den Arbeitnehmer lohnt es sich dann auch wieder fünfzig oder sechzig Stunden zu arbeiten. Das Prinzip ist ja die zwangsläufige Ergänzung von Steuern runter, damit die Staatsverschuldung abnimmt.

    Da bin ich ja gespannt, wie sich die CDU da rauslügt.

  • T
    tazitus

    Unlängst habe "Lob des Imperiums" von Ralph Bollmann (sic!) gelesen. "... mit einigem Respekt vor dem Autor - und mit intellektuellem Gewinn. (NZZ)". Kann Herrn Westerwelle das Buch sehr empfehlen.

  • M
    Moritz

    Guter Artikel.

     

    Der Herr Westerwelle hat nie mit einem HartzIV-Regelsatz leben müssen, kein Wunder, dass er sich eine Reduzierung der Bezüge zur Entlastung seiner Wählerklientel vorstellen kann. Sehr, sehr weltfremd der gute Mann.

  • RD
    Richard Detzer

    Wahrscheinlich wird der Mann erleben müssen, daß kein Kritiker sich je mit dem großen Restaurator der FDP Klientel in einem Parlament messen will, weil er schlicht keine Bedeutung in der Sachfrage genießt. Man sollte sich hier lieber schnell entledigen, bevor das noch Formen annimmt.

  • K
    Katev

    Schöner Artikel.

  • B
    Badger

    Antiliberal?

     

    Sie verwechseln Liberalismus mit Sozialismus, zwei völlig gegensätzliche Strömungen.

     

    Westerwelles Aussage ist anti-sozialistisch, anti-kommunistisch, aber nicht antiliberal.

  • J
    joHnny

    werter herr bollmann, dekadenz ist nicht antiliberal sondern neoliberal und beinhaltet steuerermäßigung für leistungsträger.

  • S
    Schulz

    Hier ist Las Vegas in Deutschland.

    Wirklich, extra fuer HartzIV erfunden.

    Die soziale Stadt ist ausgefallen.

     

    Dafuer werden wir ein Teil der Globalisierung.

     

    Wir nehmen weniger Freiheiten und weniger Lebensqualitaet dankbar als Geschenk des Staates an,

    da dieser in fast allen Bereichen versagt,

    dh nicht verantwortlich ist?

     

    Gesteuertes Chaos.

     

    Wenn ich wenigstens Berlin aus der Landkarte

    ausschneiden koennte und um mich herum platzieren,

    waere es noch zum Aushalten.

  • CC
    Cajun Coyote

    Hervorragender Artikel, der nicht nur Klarheit in die Debatte bringt, sondern vor allem eines darlegt: die Wissenslücken unserer Regierenden.

     

    Allerdings hatte ich mir bei Herrn Westerwelle auch nicht viel erwartet.