: Hardliner pfeifen Aquino zurück
■ Philippinische Präsidentin hatte Auflösung von paramilitärischen Gruppen befohlen / Mehr als 260 Privatarmeen / Die antikommunistische Alsa Masa kündigt bereits Widerstand an / Zeitlicher Rahmen unklar
Manila (wps/ap) - Überraschend und unter seltener Anwendung ihrer noch bis zu den Parlamentswahlen bestehenden Vollmachten hat die philippinische Präsidentin Corazon Aquino am Montag die Auflösung aller Privatarmeen und anderer bewaffneter Gruppen angeordnet. Obschon in der amtlichen Presseverlautbarung nur die 70.000 Mann starke Zivilschutzgruppe CHDF namentlich genannt wurde, äußerten Kommentatoren die Ansicht, auch kleinere Milizen seien betroffen. Nach Schätzungen von Militärkreisen existieren auf den Philippinen über 260 Privatarmeen, deren Mitgliederzahl von einigen hundert bis zu 2.000 reicht, rund 100.000 Feuerwaffen ohne Lizenz sind im Umlauf. Die Linke fordert seit langem die Entwaffnung und Auflösung dieser Gruppen, und gemäß der neuen Verfassung muß zumindest die CHDF innerhalb der nächsten drei Jahre in die reguläre Polizei integriert und staatlicher Kontrolle unterstellt werden. Die Minister für Verteidigung und Lokalverwaltung hatten sich jedoch widerholt wohlwollend über den Einsatz ziviler bewaffneter Gruppen bei der Guerillabekämpfung geäußert. Eine der größten und erfolgreichsten Milizen dieser Art ist die Alsa Masa, die vor allem im Süden der Philippinen operiert. Einer ihrer Sprecher erklärte gegenüber ap, die Gruppe werde dem Regierungsbefehl in jedem Fall Widerstand entgegensetzen. Auch das Militär scheint es mit der Umsetzung der Order nicht eilig zu haben. Aus militärischen Kreisen verlautete, Generalstabschef Fidel Ramos habe die Präsidentin aufgefordert, von der Auflösung der CHDF abzusehen, solange die bewaffneten kommunistischen Rebellen noch aktiv seien. Bis zum 30. April sollen die Minister für Verteidigung und Lokalverwaltung jetzt einen Plan vorlegen.
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