: Hardcore-Herrenabend
■ Die Gruppen „Slime“ und „Meine Herren“ heute in Bremen
„Meine Herren!“ mag so mancheR beim Hören der CD „Teufels Küche“ erstaunt ausgerufen und damit nicht nur den Namen der Band, die sich darauf abrackert, gemeint haben. Das Debüt der Metalcore-Formation ,“Meine Herren“, das im letzten Jahr beim Bremer Weserlabel erschien, ist eine der erfreulichsten Überraschungen, die aus dieser musikalischen Richtung seit langem kamen. Die Texte der Ober-Herren Stuckenbrok und Hair Brettschneider (beide Gesang und Gitarre) sind Seelenstriptease par excellence: sich selbst erhöhen, hinterfragen, völlig heruntermachen, um schließlich die Konsequenz daraus zu ziehen. Dazu prescht die Musik zwischen Hardcore und Heavy Metal der unprätentiösen Sorte ohne Atempause für Musiker und Zuhörerinnen voran. Auflockerungen gibt es nur hin und wieder durch Fun-Punk-ähnliche-Mitgröhl-Refrains. Diese kleinen Momente der Ausgelassenheit inmitten des Verbissenen machen den besonderen Reiz der Band aus.
„Meine Herren“, die bereits auf Geheiß der Bremer Hardcore-Illustrierten „Gags & Gore“ im Magazinkeller des Schlachthofs spielten, heizen heute in der dortigen Kesselhalle für die alten Herren von „Slime“ ein. Eigentlich längst aufgelöst, rauften sich die Polit-Punk-Rocker 1991 wieder zusammen, um dem allgegenwärtigen Rechtsruck und -rock entgegenzuwirken. Aber man wird ja auch nicht jünger, und so vertont man auf dem neuen Album „Schweineherbst“ schonmal Paul Celans ,“Todesfuge“ , anstatt wie einst „Wir wolln keine Bullenschweine!“ zu skandieren. Punk goes Germanistik? Wieviel vom früheren Elan geblieben ist, und ob die Veteranen gegen die Vorprogramm-Newcomer bestehen können, ist heute ab 20 Uhr im Schlachthof zu erfahren, wo des weiteren „Betoncombo“ spielen.
Andreas Neuenkirchen
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