Handball in Berlin: Füchse werden heimisch in der Stadt

Seit einem Jahr sind die Füchse wieder erstklassig. Der Klassenerhalt wurde vorzeitig gesichert, einige der Spieler gehören zu den Highlights der Liga.

Auch zum letzten Heimspiel der Saison kamen über 7.000 Zuschauer, um die Handballer der Füchse Berlin zu sehen. Das ist erstaunlich, da es für den Aufsteiger gegen den TBV Lemgo um nichts mehr ging. Der Klassenerhalt war längst gesichert, und so wurde der 32:31 (14:14)-Erfolg zum reinen Schaulaufen. Trotzdem bejubelte das Publikum seine Mannschaft, als hätten die Füchse gerade die Meisterschaft oder einen Pokal gewonnen. Doch sie feierten nicht nur den Sieg, sondern eine ganze Saison.

Keine Frage, die Füchse sind in Berlin angekommen. Von einem anfänglich belächelten Kunstprodukt sind sie auf dem besten Weg, zu einer echten Marke zu werden. Sie haben neben den etablierten Vereinen wie Hertha, Union, Alba und den Eisbären ihren Platz in der Stadt gefunden. Der Zuschauerschnitt von knapp 6.500 belegt dies - das ist Platz vier in der Liga. Die Handballdiaspora Berlin ist wieder belebt.

Zuletzt waren die Füchse vor 21 Jahren erstklassig. Deshalb ist Geschäftsführer Bob Hanning auf sein Team und den Klassenerhalt besonders stolz: "Die Mannschaft hat eine gute Saison gespielt." Der Aufstieg der Füchse in den letzten drei Jahren war rasant. Damals standen sie in der zweiten Liga noch ohne Lizenz da; es drohte der Absturz in die Bedeutungslosigkeit. Dann trat Hanning seinen Dienst in der Hauptstadt an. Der umtriebige Geschäftsführer sammelte schnell Sponsoren und rührte die Werbetrommel. Darin ist er nämlich im Handballgeschäft ein Weltmeister.

Doch damit allein wären die Füchse nur eine seelenlose Hülle gewesen. Denn erst die Zuschauer und Fans machen einem Verein zu etwas Großem. Ein Blick auf die Heimstatistik bestätigt dies: Zehn von elf Siegen konnten in eigener Halle erzielt werden. "Deshalb war der Sieg gegen Lemgo psychologisch so wichtig. Die Heimatmosphäre ist für uns lebensnotwendig, und mit jedem weiteren Sieg bauen wir sie weiter auf", sagt Trainer Jörn-Uwe Lommel.

Auch die Neuverpflichtungen im Winter passten ins Konzept. Mit dem Franzosen Christian Caillat und den beiden Polen Michal Kubisztal und Bartlomiej Jaszka verstärkte das Team nicht nur seinen Rückraum verstärkt; die Neulinge boten dem Publikum auch mehr Spektakel. "Ohne sie hätten wir zwar auch die Klasse gehalten, aber wohl nicht so frühzeitig", so Hanning. Ganz sicher haben die drei dem Team deutlich mehr Qualität verliehen und die Füchse im Angriff zu mehr Variabilität verholfen. Hohe und demotivierende Niederlagen - auch in eigener Halle - blieben somit weitestgehend den Füchsen und vor allem den Zuschauern erspart. "Die drei Zugänge haben auch ganz sicher neue Zuschauer gezogen", glaubt Bob Hanning. "Das Ganze hat sich gerechnet." Denn darauf legt Hanning besonderen Wert: Trotz des sportlichen Erfolgs muss die wirtschaftliche Basis stimmen.

So hat Hanning hat mit seinen Füchsen noch einiges vor. Sein Vertrag wurde gerade erst bis 2013 verlängert, der von Trainer Jörn-Uwe Lommel bis 2010. In der nächsten Saison strebt das Team ein Mittelfeldplatz zwischen Platz acht und zwölf an. Die neu zusammengestellte Mannschaft hat noch Luft nach oben. "Unser Zusammenspiel kann deutlich verbessert werden", fordert Jörn-Uwe Lommel.

Auch Linksaußen Konrad Wilczynski sieht das so: "Wir können uns in allen Bereichen noch nach oben verbessern." Der österreichische Nationalspieler führt einen Spieltag vor Ende der Saison die Torjägerliste der Liga an und hofft noch auf den großen Coup: "Wenn man so kurz davor ist, will man sich das dann auch nicht mehr nehmen lassen." Er wäre damit der erste Österreicher, dem diese Ehre zuteil werden würde.

Der 26-Jährige zählt sicherlich neben Torhüter Petr Stochl und Neu-Nationalspieler Markus Richwien zu den Entdeckungen der Saison. Jeder von ihnen steht stellvertretend für den Aufschwung. Und so blicken die Füchse in eine rosige Zukunft. Auch der Nachwuchs wird nicht vernachlässigt. Gerade erst konnte die A-Jugend ihren Titel als Nordostdeutscher Meister verteidigen. Mit diesem Fundament haben sie schon jetzt einigen Bundesligakonkurrenten etwas voraus.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.